unterm strich
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Ach, was hatten wir uns schon in Vorfreude verlustiert bei dem Gedanken an Johann Wolfgang von Goethes 175. Todestag. Wir wollten einen Rap-Wettbewerb ausschreiben, der Goethe und die voll geile Toleranz zwischen den Kulturen zum Thema haben sollte, wobei die Gewinner ein Wochenende in einem Wellness-Hotel am Schaffhausener Rheinfall hätten verbringen können. Außerdem wollten wir Ginkgo-Bäume vor dem Reichstag pflanzen und die Rudi-Dutschke-Straße in Allee des JWG umbenennen. Und jetzt erfahren wir dies: Der Jubeltag anlässlich der 175-jährigen Trauer wird dieses Jahr von der Weimarer Klassik-Stiftung weitgehend ignoriert. Es gibt eine Kranzniederlegung, paar Kerzen, irgendwas von Bach, danach Kaffee und Kuchen, das war’s dann mit Goethe für dieses Jahr.

Darüber hat sich Dieter Höhnl vom Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums gestern im Gespräch mit der Presseagentur epd aufgeregt: Ihm sei es vollkommen unverständlich, dass sich die Einrichtung in diesem Jahr lediglich auf den 200. Todestag von Herzogin Anna Amalia konzentriere und den wichtigsten Vertreter ihrer Zeit vernachlässige, so Höhnl. Dagegen hat der von ihm geleitete Förderverein bereits an diesem Wochenende ein Kolloquium unter dem Motto „Goethe heute“ veranstaltet. Als Themen der Vorträge zur Aktualität des Dichters im 21. Jahrhundert nannte Höhnl die umstrittene Haltung Goethes gegenüber Napoleon und die Auseinandersetzung mit der „Faust“-Thematik.

Schindhelm antichambriert: Der frühere Leiter der Opernstiftung Berlin, Michael Schindhelm, hat sein geplantes Engagement in Dubai gerechtfertigt. Er sei von Seiten Dubais angesprochen worden, dort eine „Kulturlandschaft“ aufzubauen, sagte Schindhelm dem MDR-Kulturprogramm „Figaro“. Mit Blick auf den Nachbarstaat Abu Dhabi, der eine Niederlassung des Louvre für eine Milliarde Euro gekauft hat, sagte der 46-Jährige, einen Import von europäischen Kultur-Logos lehne er ab. Er sehe die Kulturbestrebungen in Dubai auch nicht nur als Sahnehäubchen der Finanzwirtschaft. Ihn reize die Frage, wie man von der reinen Präsentation von Kultur übergehen könne zur Vermittlung von Kultur.