Darfur: Zeit zum Handeln
: KOMMENTAR VON DOMINIC JOHNSON

Seit vier Jahren tobt in Sudans Westregion Darfur ein Krieg. Die Verbrechen, die dort geschehen, werden von Experten mit einem Völkermord gleichgesetzt. Doch in der deutschen Öffentlichkeit hat dieser Krieg bislang relativ wenig Beachtung gefunden.

In Deutschland scheint es noch immer schwierig, Empörung über solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit in aktiven Protest umzuwandeln. In Teilen der deutschen Öffentlichkeit spekuliert man gerne über imperiale Komplotte des Weltkapitals. Aber man scheut sich, Massenvertreibungen, Massenvergewaltigungen und Massenmorde zu erkennen und ein Eingreifen gegen die Täter zu verlangen. Dies gilt offenbar umso mehr, wenn diese Verbrechen in Afrika geschehen, das für manche noch immer nicht richtig zu dieser Welt zu gehören scheint.

Die „Darfur-Aktionswoche“, die das Jüdische Museum nun mit dem Menschenrechtsverband Human Rights Watch und anderen Gruppen in Berlin organisiert, ist vielleicht geeignet, diese Scheu zu nehmen. Prominenter kann Zivilgesellschaft kaum daherkommen, wenn sogar ein Publikumsliebling wie Exaußenminister Joschka Fischer der Darfur-Kampagne seine Stimme leiht. Es ist ein Schritt, um anzuerkennen: Völkermord geht uns etwas an – egal, wo er passiert. Eine seriöse deutsche Außenpolitik kann nicht die Verbrechen des Holocaust zum moralischen Maßstab ihrer Außenpolitik erheben und zugleich Genozide der Gegenwart banalisieren.

Prominenz und Symbolik können aber reale Politik nicht ersetzen. Es wäre daher wichtig, wenn nicht nur ehemalige, sondern auch amtierende Minister in Deutschland klare Worte gegen die Verbrechen im Sudan fänden. Und es wäre notwendig, dass europäische Regierungen die Gräuel in Darfur nicht nur verurteilen, sondern gegen sie einschreiten würden.

Dabei geht es nicht um den tumben Ruf nach mehr Militär. Es geht um die Bereitschaft, sich in einer leidgeprüften Region zu engagieren und dabei auch eigene Geschäftsinteressen aufs Spiel zu setzen. Es geht darum, die Mittel bereitzustellen, um Menschenleben zu schützen. Wenn Europas Werte etwas bedeuten, dann muss sich das auch im Sudan beweisen.