heute in bremen
: „Das ist ein ständiger Reiz“

Über Gipfel und Gefahren referiert Kurt Diemberger, der Bezwinger des Broad Peak

taz: Herr Diemberger, fühlen Sie sich im Flachland wohl?

Klaus Diemberger, Bergsteiger-Legende: Och, ja, schon. Wenn das Wetter gut ist.

Bergsteiger gelten als Wiederholungstäter…

Na, Wiederholung stimmt so nicht. Viele gehen nicht noch einmal auf denselben Gipfel. Etwas anderes ist es mit den Bergen, wo man noch nicht oben war. Das ist ein ständiger Reiz. Ich habe auch noch einen in den Anden rumstehen, da bin ich bisher immer abgeblitzt…

Aber Sie haben nicht aufgehört – trotz 13 Toter bei Ihrer K2-Tour?

Das ist am Berg nicht auszuschließen, dass man nicht mehr runterkommt. Das weiß man. Man glaubt nicht daran, es gibt bloß ein inneres Gefühl, den sechsten Sinn. Aber dagegen steht, was ich den siebten Sinn nenne. Das ist der Auftrieb – der Glaube, etwas realisieren zu können. Und die Entdeckerfreude.

Und das ist so stark?

Ein Seemann kann ja auch nicht plötzlich aufhören, aufs Meer zu fahren. Und wenn, dann wird er ein mieser, unmöglicher Mensch.

Die meisten Gipfel sind schon bestiegen. Und auf dem K2 klettern Managerseminare rum …

Auf dem K2 nicht, der ist zu schwierig. Eher auf dem Mount Everest: Das ist ein wirklicher Prestigegipfel geworden. Den will sich jeder ins Knopfloch stecken. Das verfehlt natürlich den Sinn des Bergsteigens. Das ist auch außerordentlich gefährlich: Ich kann nicht ein Ticket zum Gipfel lösen, wie beim Theater. Ich muss bereit sein, abzubrechen. Das fällt in einer solchen Wettbewerbssituation natürlich schwer. FRAGEN: BES

Altes Gymnasium, Aula, 19.30 Uhr