Hamburgs Hafen geht an die Börse

Angesichts eines drohenden Bummelstreiks hat sich der Senat mit den Hafenarbeitern geeinigt: die Finanzinvestoren sind raus aus dem Spiel, dafür bringt die Stadt Hamburg 30 Prozent des Aktienkapitals an die Börse

Der monatelange Konflikt um den Hamburger Hafen ist beigelegt. In „intensiven, sehr vertrauensvollen Gesprächen mit dem Betriebsrat“ habe man sich darauf geeinigt, die städtische Hafengesellschaft HHLA mit 30 Prozent ihres Kapitals an die Börse zu bringen, verkündete Bürgermeister Ole von Beust gestern im Hamburger Rathaus. Die Mitarbeiter würden Vorzugsaktien erhalten, der Erlös des Börsengangs solle ausschließlich der Hafeninfrastruktur zugute kommen.

Noch am Montag hatte der Betriebsrat des städtischen Hafenunternehmens die Messer gewetzt und einen Überstundenboykott begonnen. Ohne Überstunden geht im Hamburger Hafen wenig, das weiß auch der Senat. Trotzdem war die Aktion wohl mehr symbolisch. Der Betriebsrat hatte zugesagt, den „Betriebsablauf“ zunächst nicht zu stören.

Im Gegenzug hatte der Senat versprochen, die Position der Belegschaft zu berücksichtigen. Seit Monaten kämpfen die Hafenarbeiter gegen den Einstieg von Finanzinvestoren bei der städtischen „Hamburger Hafen und Logistik AG“. Zuletzt hatte der Senat mit einem Konsortium um den Essener Baukonzern Hochtief sowie der australischen Macquarie-Bank über eine Übernahme von 49,9 Prozent der Anteile verhandelt, Vetorecht inklusive.

„Fremde Mächte dürfen nicht über Hamburgs Lebensader bestimmen“, hatte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Arno Münster, im Dezember die Ängste der Hafenarbeiter wiedergegeben. Spätestens Ende Februar signalisierten die Arbeitnehmer jedoch Kompromissbereitschaft. Man könne sich „einen Börsengang mit 25 bis 30 Prozent vorstellen“, sagte Münster auf einer Betriebsversammlung der Hafenarbeiter. Zuvor hatte der Betriebsrat stets erklärt, eine Privatisierung sei bei der guten Auftragslage nicht nötig. Das Unternehmen könne die ausstehenden Investitionen selbst finanzieren.

Der Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Peters sah das freilich anders. Er könne sich „bei bestem Willen nicht vorstellen, wo sonst das Geld für den Hafenausbau herkommen soll“, sagte Peters und plädierte für einen Börsengang. Dass der Senat jetzt auch auf diese Linie eingeschwenkt ist, scheinen tatsächlich die Hafenarbeiter mit ihrer Überstunden-Boykottdrohung bewirkt zu haben. Der jetzt ausgehandelte Verkauf von 30 Prozent des Kapitals als stimmberechtigte „Stammaktien“ bringe „erheblich weniger ein“ als ein Verkauf von 49,9 Prozent an einen Investor, gab Ole von Beust gestern zu. Doch das „öffentliche Unverständnis“, zusammen mit „dem Risiko einer Arbeitsniederlegung und einem wochenlangen Darniederliegen des Hafens“ habe den Senat zu diesem Schritt bewogen.

Das Kapital, dass durch den Börsengang eingenommen wird, soll eine Investitionslücke von etwas über einer Milliarde Euro schließen, die sich bis 2012 auftut. Danach muss neu verhandelt werden. „Das Leben lehrt, dass man nie ‚nie‘ sagen soll“, sagte Ole von Beust auf die Frage, ob er einen Verkauf weiterer Anteile zu einem späteren Zeitpunkt ausschließe. WIE