„Nachfragen lohnt“

Auch privat genutzte Computer brauchen endlich ein Ökosiegel, fordert die Energieexpertin Dietlinde Quack

DIETLINDE QUACK, 41, ist Expertin für Informationstechnologie beim Öko-Institut. Sie beschäftigt sich mit der Energieeffizienz von PCs und Notebooks.

taz: Frau Quack, Sie beschäftigen sich mit dem Energieverbrauch von Elektrogeräten. Ist der PC die neue Klimasau?

Dietlinde Quack: Diese Formulierung ist sicher übertrieben. Aber die Zahl der elektronischen Geräte in den Haushalten nimmt stetig zu. Da sollte man ein Auge drauf haben, gerade weil die alle auch im Stand-by-Betrieb Strom verbrauchen.

Was weiß der Verbraucher darüber?

Wenig. An den typischen Verkaufsorten sind kaum Informationen verfügbar. Da muss der Käufer schon genau in Datenblätter und Tests reinschauen, um Bescheid zu wissen. Bei Einzelkomponenten wie Grafikkarten ist es besonders schwierig, Daten zum Energieverbrauch zu finden. Zudem sind Ökolabels wie der Blaue Engel auf den Computern für Privatnutzer kaum vorhanden.

Sind die Hersteller nicht an einem Öko-Image interessiert?

Zumindest bei Geschäftskunden achten die Hersteller heute mehr auf den Stromverbrauch. In diesem Bereich tragen daher einige Geräte einen Blauen Engel. Trotzdem gibt es keinen Trend hin zu energieeffizienten Geräten. Es geht den Produzenten immer noch größtenteils um Leistungsfähigkeit, etwa bei Grafikkarten und Prozessoren, die besonders viel Energie verbrauchen. Ökologische Kriterien sind ihnen weniger wichtig.

Welche Rolle spielen die Kundenwünsche dabei?

Über den Energieverbrauch denken die Käufer sicher noch zu wenig nach und sind eher am Komfort interessiert.

Lässt sich das mit einem neuen Ökosiegel lösen?

Das wäre ein wichtiger Schritt. Alle Geräte müssten gekennzeichnet werden, damit der Verbraucher zwischen mehr und weniger effizienten unterscheiden kann. Ab Mitte Juli werden zumindest für das Energiesiegel Energy Star für PCs strengere Kriterien gelten. Dann gibt es erstmals Grenzwerte für den Energieverbrauch im typischen Betriebszustand der Computer, also wenn der Prozessor nur teilweise ausgelastet ist.

INTERVIEW: MORITZ SCHRÖDER