Teichmolche nur teilweise gerettet

BIOTOP Die Räumung der Tacheles-Brache ist womöglich ein Verstoß gegen das Naturschutzrecht

Der Bagger kam am Dienstagmorgen, 6 Uhr. Umgeben von Sicherheitsleuten rollte er zuerst auf das kleine Biotop im Tacheles-Hinterhof, von Betreiber Olivier Putzbach „Maggies Farm“ getauft. Innerhalb kürzester Zeit waren Sträucher und Schilf plattgewalzt, der Tümpel war zugeschüttet. „Da lebten noch Teichmolche und Teichfrösche drin“, klagt Putzbach. „Und es war gerade Laichsaison.“ Das große Sterben blieb glücklicherweise aus: Noch in der Nacht hatten Fans des Biotops 60 Frösche eingefangen und an Teichen am Stadtrand ausgesetzt.

Als am Montagabend die Gastro-Nutzer des Tacheles ihren Auszug mit der Kanzlei Schultz und Seldeneck für 1 Million Euro besiegelt hatten, war auch „Maggies Farm“ Teil des Deals. Eine „eher symbolische Entschädigung“ habe er für die Aufgabe des Biotops erhalten, sagt Putzbach. Er habe keine Wahl gehabt. „Mehrere Klagen liefen gegen mich. Um mich rum wäre geräumt worden, ich hätte inmitten einer Wüste gestanden.“ Vier Jahre hatte Putzbach das knapp 300 Quadratmeter große Biotop hinterm Kunsthaus betrieben. Kräuter blühten dort, Insekten, Frösche und Eidechsen krabbelten um die Teichlandschaft.

Im August 2009 hatte diese Fauna noch eine Räumung verhindert. Die im Stadtgebiet seltenen Froscharten, Eidechsen und Rotschwänzchen könnten nicht einfach entfernt werden, intervenierte damals das Bezirksumweltamt. Von der jetzigen Räumung wisse man nichts, heißt es nun aus der Behörde. Beim Berliner Naturschutzbund sieht man einen klaren Verstoß gegen das Naturschutzrecht, sofern tatsächlich Frösche verschüttet wurden. „Teichmolche und Teichfrösche stehen unter Artenschutz“, so Referentin Katrin Koch. „Der Eigentümer hätte sich in jedem Fall mit den Behörden absprechen müssen.“

Rechtsanwalt Martin Schultz, der den Biotop-Auszug verhandelt hatte, bestreitet, dass Frösche zu Schaden gekommen seien: „Meines Wissens wurden die vorher alle aus dem Teich genommen.“ Putzbach schüttelt den Kopf. Zwar hätten Unterstützer einige Frösche gerettet, sicher seien aber nicht alle Tiere gefunden worden. Und die Amphibien und Vögel hätten auch nicht am Biotopzaun haltgemacht. KONRAD LITSCHKO