Ölsuche im Wattenmeer geplant

RWE-Dea vermutet, dass im Nationalpark mehr zu fördern ist als bisher angenommen. WWF protestiert

Im Wattenmeer soll nach Erdöl gebohrt werden. Wie der Energiekonzern RWE-Dea bestätigte, vermuten Geologen unentdeckte Lagerstätten. Die Umweltorganisation WWF verlangte, das Unternehmen müsse auf die Ölsuche in dem einzigartigen Ökosystem verzichten. „Auch die Industrie muss endlich lernen, Nationalparks zu akzeptieren“, sagte Hans-Ulrich Rösner, der Leiter des WWF-Wattenmeerbüros in Husum.

Zusammen mit der BASF-Tochter Wintershall betreibt RWE-Dea die einzige deutsche Ölplattform „Mittelplate“ an der Elbmündung vor Dithmarschen. Weiter südlich hätten Geologen Strukturen entdeckt, die vermuten ließen, dass hier ebenfalls Erdöl sprudeln könnte, sagte REW-Dea-Sprecher Derek Mösche. Sein Unternehmen wolle Probebohrungen niederbringen: sechs im niedersächsischen Teil des Wattenmeeres, eine im schleswig-holsteinischen Teil.

„Uns ist bewusst, wie sensibel die Region ist“, versichert Mösche. „Wir werden nichts machen, ohne das mit den Naturschutzverbänden abgestimmt zu haben.“ Mit den Suchbohrungen könnte frühestens Ende 2008/ Anfang 2009 begonnen werden. Vorher müssten die Nationalparkverwaltungen zustimmen. REW-Dea habe noch keine Anträge gestellt, bloß Gespräche mit dem schleswig-holsteinischen Nationalparkamt geführt.

Der WWF kritisierte fehlenden Respekt vor den Wattenmeer-Nationalparks. „Es würde einen riesigen Aufschrei geben, wenn Energiekonzerne in den Nationalparks Yellowstone, Everglades oder Serengeti Öl fördern wollten“, sagte Rösner. „Das Wattenmeer ist ein ebenso wertvoller Lebensraum.“ Schon heute sei es durch Hafenbauten, Flussvertiefungen, Schiffsverkehr, Fischerei und Schadstoffe beansprucht.

Rösner forderte die Landesregierungen in Kiel, Hannover und Hamburg auf, allen neuen Absichten, Öl zu fördern, entgegenzutreten. Er verwies auf die Zeit der Nationalparkgründung vor 20 Jahren, als der schleswig-holsteinische Landtag ein Gesetz verabschiedet habe, dass es neben der Förderplattform Mittelplate keine weitere im Wattenmeer geben dürfe. „Da müsste wohl das Gesetz geändert werden“, sagte Christian Seyfert, der Sprecher des Kieler Umweltministeriums. KNÖ