LESERINNENBRIEFE
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Demokratiefeindliches Vorhaben

■ betr.: „Ceta ist das neue TTIP“, taz vom 22. 8. 14

Es ist mir unverständlich, dass die Bürger und vor allen Dingen die Abgeordneten in der gesamten EU so ruhig bleiben, wo unsere Demokratie in Gefahr ist. Wenn das, was geschrieben wird, nicht wahr ist, brauchten doch die verantwortlichen Politiker nur zu sagen, dass es nicht stimmt beziehungsweise dass solche Ungeheuerlichkeiten mit ihnen nicht zu machen sind. Da wird aber nur gesagt, es würde gegen etwas protestiert, wo man noch gar nicht weiß, ob es überhaupt kommt. Das reicht nicht, es muss eine klare Haltung bezogen werden. Denn es deutet viel darauf hin, dass es wahr ist, was bisher bekannt geworden ist.

Es wird vom Kapital (den Großkonzernen) an den Wurzeln unserer Demokratie gesägt. Dass neben der Beschränkung von Arbeitnehmerrechten auch private Schiedsgerichte geplant sind, vor denen Konzerne Staaten verklagen können, wenn sie sich in ihren Gewinnerwartungen eingeschränkt fühlen, und dass ohne Berufungsmöglichkeit gegen das Urteil.

Es ist ein Skandal, ein demokratiefeindliches Vorhaben, weil die nationalen Parlamente nicht mehr frei in ihren Entscheidungen sind, sie müssen immer eine Klage der Konzerne in ihre Entscheidungen mit einbeziehen.

Das besonders Verwerfliche daran ist, dass der Vertrag für alle Ewigkeit ist. Weil das so unmöglich ist, so unvorstellbar, glaube ich, dass viele Bürger, das nicht wahrhaben wollen und sich deshalb einreden, das wird nicht passieren (außerdem braucht Mann/Frau dann auch nichts zu tun). Ich glaube es nicht und deshalb erwarte ich, dass die Politiker, besonders die aus meiner Partei, der SPD, klare Worte sprechen, um den Abbau unserer Demokratie zu verhindern.

GÜNTER LÜBCKE, Hamburg

Die Wirtschaft entlarvt sich

■ betr.: „Ceta ist das neue TTIP“, taz vom 22. 8. 14

Es will mir nicht in den Kopf hinein, wie man etwas, auch noch geheim, verhandeln kann, das demokratische Rechte brutalst möglich Wirtschaftsinteressen opfert. Dies verlangen der geforderte Investitionsschutz und die Sondergerichtsbarkeit. Damit entlarvt sich die Wirtschaft und fordert, was sie tatsächlich will: Planwirtschaft, aber keine Marktwirtschaft und keinen Wettbewerb. Dies hat die EU-Kommission durch die Teilnahme an den Verhandlungen akzeptiert.

Was ebenso schlecht und mir nicht verständlich ist, ist das Verhalten von Herrn Gabriel in Bezug auf das Freihandelsabkommen und insbesondere auf die beiden vorgenannten Forderungen. Wie kann ein SPD-Vorsitzender nicht klar gegen das Freihandelsabkommen sein, das bei Zustandekommen eine abscheuliche Zwangsjacke wäre.

Herr Gabriel und offensichtlich auch die SPD haben seit der Agenda 2010 nichts gelernt. Die Partei gehört damit bis zur Bedeutungslosigkeit abgewählt. HARTMUT BILMEIER, Rüsselsheim-Königstädten

Schade und traurig

■ betr.: „Die Streiter für den Schutz der Sonderschule“, taz vom 20. 8. 14

Förderschulen sollen erhalten werden, damit Behinderungen individuell besser gefördert werden können. Es ist schade und traurig, dass Förderschulen einen miesen Ruf haben. An vielen dieser Schulen wird sehr gute und ehrenwerte Arbeit geleistet.

JULIA ENGELS, Elsdorf

Bastian-Balthasar-Bux-Tag

■ betr.: „Der letzte Buchladen“, taz vom 22. 8. 14

Wir brauchen einen Bastian-Balthasar-Bux-Tag! Warum?

Weil die „Unendliche Geschichte“ in einer kleinen Buchhandlung, beginnt und damit – wie wir heute täglich erfahren – an einem bedrohten Ort. Wie sich im Land Fantasien der „Unendlichen Geschichte“ die Zonen des „Nichts“ immer mehr ausbreiten, so verschwinden mittels Internet, E-Book und Versandhandel immer mehr Orte des Buches im Digitalen anonymer Monopole.

Weil der Bastian-Balthasar-Bux-Tag zeigen soll, dass es die Alternativen noch gibt: richtige Buchhandlungen mit Menschen, die sich für Bücher interessieren und mit Büchern auskennen. Buchhandlungen, in denen auch heute ein Bastian Balthasar Bux sein Buch finden kann – oder vom richtigen Buch gefunden würde.

Weil Bastian Balthasar Bux, der junge „Held“ der „Unendlichen Geschichte“, mit und in diesem Buch nicht nur vielfältige Abenteuer erlebt, sondern vor allem sich selbst findet – und wir, die Leser, begleiten diesen wunderbaren Verwandlungsprozess und entdecken dabei unsere Fantasie.

Wann? Am 12. November, dem Geburtstag Michael Endes. „Draußen war ein grauer, kalter Novembermorgen und es regnete in Strömen. Die Tropfen liefen am Glas herunter und über die geschnörkelten Buchstaben: Antiquariat“. So beginnt der Roman-Welterfolg „Die unendliche Geschichte“ des Münchner Schriftstellers Michael Ende, der 2014, am 12. November, 85 Jahre alt würde.

Die Hauptfigur seines Romans, Bastian Balthasar Bux, flüchtet sich vor den Hänseleien seiner Schulkameraden in das Antiquariat des Karl Konrad Koreander. Der Junge findet in dieser Buchhandlung das Buch „Die Unendliche Geschichte“ – und in einer Nacht auf dem Dachboden seiner Schule widerfährt ihm das höchste Glück des Lesers: ein Buch zu verschlingen und von ihm verschlungen zu werden, eine Fantasiereise zu erleben und verwandelt zurückzukehren.

Deshalb brauchen wir einen Bastian-Balthasar-Bux-Tag.

ANDREAS RISTER, Osnabrück