hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Und dann war da noch Eric Burdon, der jetzt trotz dem ganzen Retrogedöns doch ein wenig im Halbschatten der Erinnerung zu stehen scheint, aus dem man den Mann unbedingt heraus und ans Licht holen muss, also gilt es jede Gelegenheit zu nutzen, mit der man Eric Burdon ins Spiel bringen könnte, der ja auch von diesem Festival sang, down in Monterey, er sang von den Byrds und Jefferson Airplane, wie sie dort abhoben und Jimi Hendrix die Welt aus den Angeln hob, was da ja alles genau so passiert ist, down in Monterey, und Eric Burdon sang in seinem Lied auch „Hugh Masekelas music was black as night“… und weil genau dieser Masekela, der südafrikanische Jazzmusiker, heute am Donnerstag zur Eröffnung der „20 Jahre Demokratie in Südafrika“-Programms im Haus der Kulturen der Welt (John-Foster-Dulles-Allee 10, 20 Uhr, 18 €) spielt, gibt es hier jetzt eben die Burdon-Notiz.

Musik in der Vergangenheitsform: French Boutik sind volle Kanne retro, also wunderbar in ihren Liedern, die so klingen, als hätte man alte Françoise-Hardy-Singles mit einigen Beat-Platten gemischelt, was bei der Band aus Paris noch mit einem Mod-Bewusstsein und Soul-Schickness ausgespielt wird. Eric Burdon hätte das gefallen und mit denen sein „When I was young“ gesungen (When I was young it was more important / Pain more painful, laughter much louder, yeah), und zwar zweisprachig, auf Englisch und Französisch. Letzteres hört man mit French Boutik am Freitag im Bassy (Schönhauser Allee 176a, 22 Uhr).

Mit dem deutschen Liedgut muss sich Eric Burdon schon deswegen auskennen, weil er in den Siebzigern mal in Deutschland lebte und mit Lindenberg auf Tour war, aber den besseren Überblick hat vielleicht doch Rocko Schamoni, der ja mit Schlager und mit Punk kann und für ein neues Programm „16 der schönsten und zu Unrecht vergessenen deutschsprachigen Popsongs“ wieder aufleben lassen will, und zwar „glamourös“, mit 16-köpfigem Orchester. „Die Vergessenen“ nennt sich das Programm, vorgestellt werden Songs von so vernachlässigten Künstlern wie Manfred Krug, Ton Steine Scherben, Lassie Singers und Schamoni, am Samstag im Deutschen Theater (Schumannstr. 13a, 20 Uhr, 16–30 €).

Wenn man wissen will, was eigentlich eine Extremharfenspielerin so macht, schaut man am Dienstag im Hamburger Bahnhof beim Abend mit den neuen Gästen des Berliner Künstlerprogramms des DAAD vorbei, an dem Zeena Parkins (mal Teil der Skeleton Crew) mit dem Extremschlagzeuger Tony Buck improvisiert (Invalidenstr. 50, 20 Uhr, Eintritt frei).

Schrieb ich oben tatsächlich „war da noch“? Verfluchte Retro-Schiene. Eric Burdon ist. Und singt weiter seinen ganz eigenen Blues.