DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (9)
: Münchner Dusche für Merkel

VORSCHAU Löw steht wieder in der Kritik, die Kanzlerin wird zur Groundhopperin, Obama verzichtet auf Drohneneinsatz gegen Golfbälle

Düsseldorf, 3. September: Ausgerechnet mit Finalgegner Argentinien spielt das Viersterneland seinen ersten Saisontest, lange vor der WM ausgemacht. Nach dem müden 0:3 (Messi, Messi, Messi) wird schon wieder über Jogi Löw debattiert. Dementeur Thomas Tuchel ist weiter ohne Job.

Dortmund, 7. September: Die befürchtete Niederlagenserie des übermütigen Weltmeisters ist schon nach vier Tagen abgewendet. Gegen Schottland in der EM-Qualifikation gelingt ein 1:1. Jogi Löw ist „höchst zufrieden“. Sein Hochdeutsch irritiert die Menschen.

Antwerpen, 8. September: Kurz vor Meldeschluss haben weitere Prominente bei den Europäischen Sommerspielen für Menschen mit geistiger Behinderung (9. –20. 9.) gemeldet: Nach Thilo Sarrazin und Sepp Blatter sind jetzt auch Marine Le Pen, Justin Bieber und Ronald Schill in Disziplinen wie Lügenmarathon, Verdummungs-Vierer mit Führermann und Vernebelungs-Zehnkampf dabei. „Es ist schön, mit so vielen Schicksalsopfern verschiedener Generationen um Anerkennung in der Gesellschaft zu kämpfen“, sagt Sarrazin. Einige Behindertenverbände dagegen protestieren scharf gegen die Teilnahme der Prominenten: „Wir lassen uns nicht mit vorsätzlich Fehlgeleiteten in einen Topf werfen. Das ist eine Zumutung.“

Frankfurt, 11. September: Die Bundesliga hat endlich einen Namensponsor. Ab sofort heißt sie „Deutscher Fußball-Bund Viersterne-Weltmeister-LigaTM“. Insider sprechen von einer „saftigen Millionensumme“, die der DFB der DEL zahlt. Der Vertrag quasi mit sich selbst hat eine Laufzeit von vier Jahren, hintersinnig verweist DFB-Präsident Wolfgang Niersbach „auf die Option einer Vertragsverlängerung“.

San Francisco, 15. September: Der Streit im Seglerlager über den „America’s Cup“ eskaliert. Nachdem die Regeln zugunsten des Titelverteidigers Oracle Team USA geändert wurden, gab heute auch der letzte potenzielle Konkurrent seinen Rückzug für die Regatta 2016 bekannt. „Welche Klatsche für die Amis!“, schreibt die Fachgazette Wind- und Wellenrevue. Die US-Segler wollen nun gegen sich selbst antreten. „Das wird keine Farce Series“, meldet der Titelverteidiger, „sondern ein ehrlicher Kampf auf unserer großen Mission für den Segelsport.“

Aachen, 21. September: Der Friedenslauf Flame for Peace, gestartet vor acht Wochen in Sarajevo, endet nach Plan. Goodwill-Pate Günter Wallraff und eine Grundschülerin tragen die Fackel ins Ziel, gefolgt von Tausenden Hobbyläufern, bejubelt von Zehntausenden („Das ist ja wie Alemannia in der Bundesliga“). Doch der Frust folgt umgehend. Nach fast 3.000 Kilometern Wadenarbeit fragen sich die Aktivisten: „Was machen wir jetzt den ganzen Tag?“ Notfall-Therapeuten bieten ihre Hilfe an: Man beginnt noch am Abend mit Couchjogging, Fantasiereisen in Laufschuhen, Fackel-Meditationen und durchgeschwitzter Familienaufstellung.

Gleneagles, 26. September: Beim Ryder Cup der Golfprofis im schottischen „Home of Golf“ zeigt sich Gastgeber Europa sehr großzügig. Nach dem ersten Tag führt Gegner USA mit 7:1. Lediglich Tiger Woods verliert sang- und klanglos gegen Martin Kaymer. Im Anschluss stehen beide Spieler am Pranger: Woods habe, so die Waldpostille Washington Post, „wie ein Zweig geputtet“, Kaymer wird kritisiert, weil er den Gegner nicht gewinnen ließ. „Ich weiß von keiner Teamorder“, sagt der Deutsche.

27. September: Fußballkanzlerin Angela Merkel, mittlerweile zuverlässig jedes Wochenende bei einem siegreichen Bundesligateam in der Kabine, strahlt mal auf Schalke, mal in Dortmund, bei Terminenge („diese Alltagspolitik!“) notfalls auch aus dem Berliner Olympiastadion. In München hat sie auf Einladung der CSU eine persönliche Einliegerdusche („Angie’s Power-Shower“). „Die Union möchte immer dicht bei den Menschen sein“, sagt die Kanzlerin, „.solche Bürgernähe ist alternativlos.“ Die müde Opposition kritisiert von den Stehplätzen rituell „die scheinbare Nähe der Unnahbaren zum Fußballglamour“.

Gleneagles, 28. September: Abschlussspektakel beim Ryder Cup: Nach einer grandiosen Aufholjagd endet das Kontinentalduell 14:14. „Wir wollten den Zuschauern ein wenig Nervenkitzel bieten“, sagt der überraschend nominierte Jungstar Bernhard Langer (57), „so haben beide ehrenvoll nicht verloren.“ Der Cup bleibt laut Reglement bei Titelverteidiger Europa. Wie am Abend bekannt wird, hat Präsident Obama nur widerwillig auf einen Drohneneinsatz gegen wideramerikanisch fliegende Golfbälle verzichtet. BERND MÜLLENDER