Hängepartie am Millerntor

Kommenden Montag entscheidet das Verwaltungsgericht, ob die Abberufung des alten und die Ernennung des neuen FC St. Pauli-Präsidiums rechtens ist. Corny Littmann nimmt schon mal Stellung zu den Vorwürfen des Aufsichtsrats

Der öffentliche Machtkampf zwischen dem FC St. Pauli-Präsidenten Corny Littmann und dem Aufsichtsrat des Vereines nimmt kein Ende – und wer im Verein das Sagen haben wird, ist weiter offen. Beide Präsidien, das alte um Littmann wie das vom Aufsichtsrat eingesetzte neue Präsidium hängen seit Dienstag in der Luft. Zwar hatte Corny Littmann seiner Entmachtung durch den Aufsichtsrat per richterlicher Verfügung entgegen gewirkt (taz berichtete). Ob er aber wieder eingesetzt wird, entscheidet das Hamburger Verwaltungsgericht erst am Montag. Vizepräsident Marcus Schulz lenkt bis dahin alleine die Vereinsgeschicke.

In dieser Pattsituation trat Littmann am gestrigen Freitag vor die Presse und wies die Vorwürfe des Aufsichtsrats allesamt und ausführlich von sich. Der Aufsichtsrat um Michael Burmester hatte Littmann vorgeworfen, hinter ihrem Rücken einen Spielervertrag abgeschlossen zu haben, bei dem sich der Spieler und dessen Berater das monatliche Gehalt teilen würden. „Diese Behauptung ist gelogen“, sagte Littmann.

Sein Präsidium sei außerdem in der Lage, den Neubau der Südtribüne zu realisieren. Littmann sprach von einem unglaublichen, behördlichen Rückenwind: „Wenn ich auch nur einen Hauch dieses Windes vom Aufsichtsrat verspürt hätte, wären wir heute bedeutend weiter“, sagte er.

Zum Vorwurf der Gefährdung der Liquidität des FC St. Pauli sagte Vizepräsident Marcus Schulz, der Verein sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet oder belastet gewesen. Die Saison sei vollständig durchfinanziert, die Ertragslage mit 400.000 Euro besser als im Vorjahr.

Littmann sagte, es stimme nicht, dass der Aufsichtsrat dem Präsidium seine Kritikpunkte vorgelegt habe. „Es gibt kein einziges Schriftstück, das aufgestellt worden ist und mit uns gemeinsam abgearbeitet werden sollte.“ Die für kommende Woche geplante Mitgliederversammlung scheue der Aufsichtsrat wie der Teufel das Weihwasser. Littmann: „Das darin innewohnende Demokratieverständnis ist mir unbegreiflich.“

Seinen Gegenspieler, den Aufsichtsratvorsitzenden Michael Burmester, ließen die Aussagen Littmanns denn auch nicht kalt. „Wenn so ein Quatsch erzählt werde“, sagte Burmester, „müssen wir überlegen auch vertrauliche Unterlagen publik zu machen.“ Am Montag vor Gericht werde man „die entsprechenden Unterlagen vorlegen.“ Über Littmanns Behauptung, es habe nie eine schriftliche Darlegung der Kritikpunkte gegeben, könne er „nur lachen.“ Dies sei „haufenweise“ in E-Mails geschehen und „in gemeinsamen Sitzungen, die protokolliert wurden“.

Weiterhin sei es Fakt, dass Verträge mit Vereinsangestellten abgeschlossen wurden, die nicht vom Aufsichtsrat genehmigt wurden, obwohl sie „satzungsgemäß zustimmungspflichtig“ seien. Auch ein Architektenvertrag sei ohne Genehmigung zur Unterschrift gebracht worden, sagte Burmester. Allein Littmann „blockiere den Verein, indem er das neue Präsidium von der Arbeit abhalte“. Und: „Wir stellen uns jeder Diskussion, auch in der Mitgliederversammlung.“ MARTIN SPIESS, MART-JAN kNOCHE