LESERINNENBRIEFE
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Das Land der Warenhäuser

■ betr.: „Ein Königreich für einen Kunden“, taz vom 21. 8. 14

Ich muss nun doch mal etwas zum leidigen Thema Karstadt-Zerstörung loswerden, weil ich es nicht mehr ertragen kann. Schon seit Ewigkeiten wird versucht, Warenhäuser schlechtzureden und sie vom Markt zu bekommen. Immer wieder ist „man“ der Meinung, dass „Shopping-Malls“ das A und O wären. Doch wie sieht es aus mit den Einkaufcentern? In vielen Einkaufcentern stehen viele Ladengeschäfte leer oder es herrscht insgesamt gähnende Leere (Beispiel Hildesheim). Das Angebot dieser Center ist langweilig, weil es überall das gleiche Angebot gibt. Mich als Kundin spricht das Angebot nicht an.

Wie sieht es mit den Warenhäusern aus? In den Städten, wo Karstadt schon geschlossen wurde, stirbt die Innenstadt (Beispiel Wolfenbüttel). Die Warenhäuser werden einfach leer stehen gelassen und keiner interessiert sich mehr dafür, auch der Stadtrat nicht.

Trotz aller Unkerei: Deutschland ist das Land der Warenhäuser. Dies sollte man als positiv hervorheben. Wenn ich in Wien oder auch in den Niederlanden bin, dann merke ich nochmals, wie hervorragend es ist, in einem Warenhaus alle Produkte in einem Haus angeboten zu bekommen. Ich muss nicht erst von Pontius zu Pilatus laufen, um meine Waren zu bekommen.

Dieses „tolle“ Internet-Einkaufen (das auch die taz uns immer einreden will) ist nicht toll. Denn, wenn ich etwas sofort benötige, dann hilft mir das Internet überhaupt nicht! Ich sitze nur stundenlang am Computer und warte dann tagelang auf den Boten. Von Nachhaltigkeit beim Transportweg auch keine Spur.

Der Vorgänger, der Karstadt retten wollte, hat sich einen feuchten Kehricht um Karstadt und seine Beschäftigten gekümmert. Einen Euro hat ihn die ganze Sache gekostet. Nur investieren war nicht seine Sache. Ich vermute, mit dem neuen Besitzer werden wir auch nicht mehr Glück haben. Denn wenn es darum geht, Geld zu geben, da haben die wenigsten Kapitalisten eine Hand für.

Und wie schon geschrieben, in Wien, wo der neue Eigentümer herkommt, gibt es keine Warenhäuser. Vielleicht sollten wir mal über andere Eigentumsmodelle nachdenken. Wär ein schönes Thema – auch für die taz. JANA SCHÄFER, Berlin

Das kann nicht helfen

■ betr.: „Dachziegel filtern Schadstoffe“, taz vom 16. 8. 14

Der Artikel von Samanta Siegfried hat mich sehr enttäuscht. Ein solches Elaborat hätte ich in der taz nicht erwartet. Hier wird völlig einseitig die Sicht der am Verkauf interessierten Industrie und des Bundesverkehrsministeriums, das den Verkehr ungehindert rollen lassen möchte, dargestellt. Seit Jahren gibt es diese Diskussion, wonach alles gut werden soll, wenn wir nur unsere Straßen und Dächer mit einem Oxidationsmittel versehen.

Mit ein wenig Nachdenken kommt man zu dem Schluss, dass das nicht helfen kann. Die schadstoffreiche Luft streicht doch nur kurz und nur mit einem sehr geringen Teil ihres Volumens über diese Flächen. Das Umweltbundesamt hat diese Frage bereits mehrfach untersucht. Warum wurde dieses Amt nicht zu Rate gezogen?REINHOLD GÖRGEN, Bonn

Bequeme Menschen

■ betr.: „Der Zwang zum Pkw“, taz vom 14. 8. 14

40 Prozent aller städtischen Autofahrten sind bis zu 3 Kilometer lang, 50 Prozent aller Autofahrten nicht länger als 6 Kilometer und nur 66 Prozent aller Autofahrten sind über 15 Kilometer lang.

Die Ursache hierfür sehe ich in der Bequemlichkeit des Menschen und im katastrophalen Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. Um diesen bedarfsgerecht auszubauen, ist viel Geld nötig.

Eine Möglichkeit der Finanzierung sehe ich in einer Kombination aus einer Pkw-ÖPNV-Abgabe und aus Steuermitteln. Zudem ist die Deutsche Bahn wieder zu verstaatlichen. ARTUR BORST, Tübingen