Dutzende Flüge gestrichen

ARBEITSKAMPF Piloten streiken: Germanwings-Flüge fallen am Freitag zwischen 6.00 und 12.00 Uhr aus. Gewerkschaft kämpft für Erhalt der Frühverrentung

BERLIN taz | Lufthansa-Piloten machen mal wieder ernst und streiken: Am Freitag zwischen 6 Uhr und 12 Uhr fallen die innerdeutschen Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings aus. Wie die Airline mitteilte, werden 116 von 164 Flügen in diesem Zeitraum gestrichen. Betroffen seien vor allem innerdeutsche Flüge von sieben deutschen Airports. Flüge in Urlaubsgebiete fänden hingegen statt, teilte das Unternehmen mit.

Die Fluggäste können ihr Ticket kostenlos stornieren lassen, auch noch nach dem Streik, oder unentgeltlich umbuchen. Germanwings erklärte, man werde Flugzeuge bei anderen Airlines anmieten, um die Reisen in die Urlaubsgebiete zu garantieren. Dafür setze man dann Piloten ein, die sonst im Management der Airline tätig sind.

Die Piloten von Germanwings treten in den Ausstand, um die Übergangsversorgung bis zum Erreichen der Altersgrenze für die rund 5.400 Kapitäne der Lufthansa zu erhalten. Die Lufthansa hat den Tarifvertrag für diese Übergangsversorgung gekündigt und möchte einen abgestuften Abbau der Versorgung für jüngere Piloten einführen beziehungsweise für neu eingestellte Flugzeugführer ein neues System schaffen, sagte eine Sprecherin der Airline.

Bisher könnten Piloten und Kopiloten ab dem 55. Lebensjahr ausscheiden und erhielten dann bis zu 60 Prozent des letzten Bruttogehalts, so die Sprecherin. Ein älterer Lufthansapilot im Dienst verdiene als maximales Grundgehalt 193.000 Euro, mit Zuschlägen komme er auf 255.000 Euro brutto.

Die Übergangsversorgung wird bis zum frühestmöglichen Beginn der gesetzlichen Rente gezahlt, also derzeit dem 63. Lebensjahr. Im Schnitt scheidet ein Lufthansapilot derzeit mit 59 Jahren aus dem Dienst aus. Lufthansa wolle das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen, sagte die Sprecherin.

Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) beklagt, dass durch den Abbau der Übergangsversorgung „ganze Lebensplanungen zunichte gemacht werden“, so Sprecher Jörg Handwerg. Das Management zwinge die Piloten, bis zu acht Jahre länger zu arbeiten. Die Gewerkschaft sei bereit, die Kosten für die Übergangsversorgung „maßvoll“ zu senken, aber nicht in einem „Kahlschlag“ ganz abzuschaffen, so Handwerg. BARBARA DRIBBUSCH