Genetisch leuchtende Zierfische

Erstmals sind genveränderte Zebrabärblinge im deutschen Fachhandel aufgetaucht. Manipulierte Fische in Kiel sichergestellt. Umweltministerium und Züchter warnen vor Kauf und drohenden ökologischen Folgen

Zum ersten Mal haben Behörden in Deutschland genveränderte Zierfische sichergestellt. Die europaweit verbotenen Tiere seien zunächst in einem Fachgeschäft bei Kiel aufgetaucht, bestätigte das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerium in Kiel. Außerdem hätten Händler auf der Kieler Zierfischbörse versucht, die so genannten Leuchtfische anzubieten, sagte der Sprecher des Umweltministeriums, Christian Seyfert. Die Veranstalter hätten dem Anbieter aber Hausverbot erteilt und das Veterinäramt informiert.

Die genveränderten Zebrabärblinge seien über Polen eingeführt worden und stammten vermutlich aus Asien, sagte Seyfert. Man prüfe die Handelswege und habe alle anderen Bundesländer informiert. In Europa sind Vertrieb und Zucht der nicht zugelassenen genveränderten Aquariums-Fische verboten. Es drohten Bußgelder bis 50.000 Euro und Haftstrafen bis zu fünf Jahren. Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) warnt davor, die Fische zu verbreiten oder nachzuzüchten.

In Asien und den USA werden die Zebrabärblinge dagegen als so genannter „Glofish“ – Leuchtfisch – auch über das Internet vermarktet. Die sonst weiß-bläulichen Fische leuchten durch die Übertragung eines fluoreszierenden Quallen-Gens oder des Gens einer Koralle rot, grün oder orange-gelb. Sie stammen aus Genlaboren in Asien.

Nach Ansicht des Leiters der Abteilung Gentechnik im Bundesamt für Verbraucherschutz in Berlin, Hans-Jörg Buhk, scheint die Genveränderung beim Zebrabärbling ohne Risiko. „Man muss aber zu Beginn Einhalt gebieten“, sagte Buhk. „Sonst hat das einen Türöffnereffekt, der nicht mehr zu stoppen ist. Die Entwicklung ist gar nicht abzusehen.“ Auch der stellvertretende Geschäftsführer des ZZF, Jörg Turk, warnt Fachkollegen und Hobby-Aquarianer: „Das Thema hat rechtliche und ökologische Brisanz. Man weiß wirklich nicht, was so ein Gen alles anrichten kann. Wir wollen generell verhindern, dass diese Fische in Deutschland gehandelt und vermehrt werden.“

Das Bundesamt für Fischforschung in Hamburg habe inzwischen ein hoch empfindliches Verfahren entwickelt, um die Genveränderung bei diesen Fischen sicher nachweisen zu können. „Das Risiko besteht auch im Ungewissen über die möglichen Folgen“, betonte Turk.

Zwar sei der Zebrabärbling hier zu Lande bisher nur in Warmwasseraquarien zu halten. Doch könne niemand ausschließen, dass der Fisch nicht auch in wärmeren Gewässern etwa in der Nähe von Kraftwerkseinleitungen oder in den Abkühlteichen von Klärwerken überleben und sich verbreiten könne – mit nicht absehbaren Konsequenzen für das ökologische Gleichgewicht. Karen Katzke, dpa