Für immer wegsperren?

taz salon über den deutschen Justizvollzug

Es ist erstaunlich: Während die Kriminalitätsstatistik schon seit Jahren vom Rückgang nahezu aller schweren Delikte kündet, steigt davon unbeeindruckt die Kriminalitätsfurcht der Bürger.

Das mag unter anderem an der Berichterstattung der Medien liegen, die zum Teil den Eindruck erwecken, dass unsere Gesellschaft vor allem aus jugendlichen Intensivstraftätern, zu Unrecht Freigelassenen und Wiederholungstätern besteht.

Der heutige taz salon will vor diesem Hintergrund unter der Frage „Für immer wegsperren?“ eine Bestandsaufnahme in deutschen Gefängnissen wagen. Dabei geht es um die Frage, ob wir tatsächlich noch an die Möglichkeit von Resozialisierung glauben und wer bei der Debatte um gerechte Strafen und einen sinnvollen Justizvollzug im Vordergrund steht: Opfer oder Täter?

Der Berliner taz-Journalist Kai Schlieter hat in seinem Buch „Knastreport. Das Leben der Weggesperrten“ das Leben von Häftlingen in deutschen Gefängnissen unter die Lupe genommen. Dafür hat er mit zahlreichen Betroffenen unterschiedlichster Art gesprochen: mit einem Jugendlichen, der unschuldig in Untersuchungshaft saß, einem Mann, der seit 15 Jahren in Einzelhaft sitzt, aber auch mit Kriminologen, Gutachtern und Anstaltsleitern. Schlieter stellt nicht nur die Frage nach den Rechten von Gefangenen und der Gültigkeit von Kriminalprognosen, sondern fragt, ob die neue Sehnsucht nach Sühne die Unsicherheit unserer Gesellschaft widerspiegelt.

Im taz salon wird er ein Kapitel seines Buches vorstellen und anschließend mit dem Bremer Kriminologen Johannes Feest und dem Hamburger Landesvorsitzenden des Weißen Rings, Wolfgang Sielaff, über Sinn und Unsinn des deutschen Justizvollzugs diskutieren. Es moderiert Friederike Gräff, Redakteurin der taz nord. (taz)

taz salon: 19.30 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73