SOUNDTRACK

Mit Punk-Polka oder Punk-Cabaret ist es so eine Sache. Die einen mögen sagen, da können sie auch gleich in den Zirkus gehen, die anderen werden einwenden, dass sie sich auf den verstaubten Punk-Shows mit ihrer ewigen Wiederkehr des Gleichen ja ohnehin schon lange in einer Art Zirkus befinden, in der kindische Erwachsene die immer gleichen öden Kunststücke anglotzen. So gesehen ist „Punk-Cabaret“ eine erfreuliche Frechheit, die die Dinge ins rechte Licht rückt. Dafür sorgen jedenfalls die französischen Vialka, ein aus Schlagzeugerin und Gitarrist bestehendes Duo, das ein unglaubliches, vor allem unglaublich hektisch-experimentelles Durcheinander aus allen möglichen Folk-Spielarten, Polka und Free Jazz verantwortet. Ihre Begleiter, The Cesarians, klingen derweil in etwa so, als würde Nick Cave Lieder von „The Make Up“ neu auflegen. Im hohen Maße performativ, an Chansons gestählt, in Rock’n’Roll gebadet, statt auf die Gitarre bauend, sich auf Posaunen, Klarinetten, Piano blind verlassend wird hier ein schönes und auch schön lautes Theater aufgeführt. Authentizitäts-Freaks: zu Hause bleiben. Fr, 15. 4., 20 Uhr, Gängeviertel, Valentinskamp

Ursprünglich aus Göteborg stammend und mittlerweile in Berlin ansässig, sind New Found Land vom Duo zur ganzen Band angewachsen. Das macht sich deutlich an ihrer neuesten Veröffentlichung bemerkbar. War „We all die“ noch eine Sammlung von zugegebenermaßen netten, aber in ihrer Freundlichkeit dann doch auch folgenlos vorbeischwebenden Tanz-Pop-Songs, wird auf dem neuesten Album auf instrumentelle Breite und musikalische Tiefe gleichermaßen gesetzt. Große Veränderungen am gefälligen Songwriting sind nicht zu erkennen, in Bezug auf das Arrangement stärker von traditioneller Musik beeinflusst und unterstützt vor allem von verschiedenen Blasinstrumenten, erhebt sich die Band aber deutlich erkennbar über ihre Anfänge. Sängerin Anna Roxenholt hat das aktuelle Schaffen unlängst als fröhlichen Totentanz bezeichnet. Man mag gar nicht fragen, wie unerträglich leicht dann eine Ode an das Leben aus ihrer Feder klingen soll. So, 17. 4., 21 Uhr, Astra Stube, Max-Brauer-Allee 200

Äußerst dunkel geht es zu, wo Taylor Kirk unter den Namen Timber Timbre Country Blues und Americana auf – je nach Perspektive – niederschmetternde oder schön melancholische Weise vermengt. Aber halt: dieses entschleunigte Treiben, zusammengehalten von einem behäbigen Rhythmus, sehr melodischem und zugleich zurückhaltendem Gesang und sparsamen Instrumentierungen der passenden Art (Stichwort: windschiefe Orgel) passt allein deshalb wohl so gut zur „Breaking Bad“-Serie, weil es wie sie die Grenzen der Morbidität abschreitet statt in Depressionen hilflos umzukommen.

Di, 19. 4., 20 Uhr, Prinzenbar, Kastanienallee 20 NILS SCHUHMACHER