KONZERT
: Verderbtheit und Vergebung

Den Herrn einen guten Mann sein lassen, dass fällt David Eugene Edwards schwer. Selbst den Teufel fürchtet der Musiker aus Colorado bei weitem nicht so wie seinen Gott. Schon als Mastermind von „16 Horsepower“ kündete der wie eine Mischung aus Totengräber und Wanderprediger Daherkommende von der uns unverdient zukommenden Gnade des Schöpfers und seinem Widersacher. Anders allerdings als beim fröhlichen Christian Rock ist auch bei Edwards aktueller Band „Woven Hand“ auffällig selten vom Erlöser die Rede, wird nicht einfach lobgepriesen. Wo „Woven Hand“ auftritt, braut sich ein alttestamentarischer Sturm am Horizont zusammen: Stets gemahnt die Musik an die drohende Apokalypse, kündigt ein Banjo Unheilvolles an, darüber des Predigers zittrig-fiebrige Stimme, die im Angesichts des Weltgerichts von der eigenen und der gesamten Gattung Verderbtheit, den Versuchungen des Bösen, dem inneren Ringen erzählt. Wohlgemerkt: nicht als Anklage, sondern mit jeder Zelle des ach so schwachen Fleisches um Vergebung und Erlösung flehend. MATT

Fr, 15. 4., 21 Uhr, Indra, Große Freiheit 64