Partnertausch mit Hindernissen

BEACHVOLLEYBALL Wer mit wem? Bei der DM spielt Julia Sude mit Laura Ludwig, demnächst aber wieder mit Chantal Laboureur

„Fragen Sie Julia Sude, ich sage zu der Angelegenheit nichts“

CHANTAL LABOUREUR

Die Bilder waren so eindrucksvoll, dass sie das Fachblatt Volleyball Magazin als besonders wertvoll empfahl und sie zu „einer Art Lehrvideo zum Thema Kampfgeist“ deklarierte. Zu sehen waren die Beachvolleyballerinnen Julia Sude und Chantal Laboureur, wie sie beim europäischen Ranglistenturnier in der Schweizer Stadt Biel eine spektakuläre Aufholjagd starten und das Halbfinale noch für sich entscheiden; am Ende gewannen die beiden Frauen aus Friedrichshafen das Turnier. Manch ein Besucher der Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand wird sich voller Vorfreude auf den Weg zum Ostseestrand gemacht haben, um das tolle Duo live zu erleben.

Doch daraus ist nichts geworden, die Profis gingen im Mekka der Beachvolleyballer getrennte Wege. Während die Abwehrspielerin Laboureur mit Elena Kiesling auf Rang neun und damit im geschlagenen Feld landete, erreichte die Blockerin Sude mit Laura Ludwig das Finale, das sie mit 0:2 (17:21, 18:21) gegen Karla Borger und Britta Büthe aus Stuttgart verlor.

Nebulöse Begründung

Die Gründe, warum das Duo bei den Titelkämpfen nicht gemeinsam ans Netz ging, blieben ein wenig nebulös. „Fragen Sie Julia Sude“, sagte Laboureur nach dem frühen Ausscheiden, „ich sage zu der Angelegenheit nichts.“ Die Angesprochene sprach vage von „Sponsorengründen“ und davon, dass es sich um einen „Prozess zwischen Management und Team“ handele, bei dem „alles gerade gelaufen ist“.

Das kann man durchaus auch anders sehen. Fakt ist, dass sich Julia Sude mitten in der Saison umorientierte, nachdem sich Laura Ludwigs etatmäßige Partnerin Kira Walkenhorst mit Pfeifferschem Drüsenfieber abgemeldet hatte. Offiziell war das Anliegen, internationale Ranglistenpunkte zu sammeln, „die am Ende natürlich unserem Team zugute kommen“, wie Sude betonte. Geplant war, bei den Grand Slams in Gstaad, Den Haag, Long Beach, Klagenfurt und Stare Jablonki fremdzugehen, um danach „die Saison gemeinsam fortzusetzen und zu beenden“. So wurde es Anfang Juli in einer Mitteilung verkündet. Demnach hätte vor den nationalen Titelkämpfen die Wiedervereinigung stattfinden sollen.

Dass diese Verabredung nicht eingehalten wurde, sorgt in der Szene für Gesprächsstoff. Er sei „gespannt, wie sich das auf das Binnenklima im Team Laboureur/Sude auswirkt“, sagte der zurückgetretene Olympiasieger Jonas Reckermann, der in Timmendorfer Strand für den übertragenden Bezahlsender Sky im Einsatz war. Das dürfte tatsächlich spannend werden, zumal das Bäumchen-wechsel-dich-Spielchen im Sand munter weitergeht: Die beiden internationalen Turniere in Baku und in China bestreiten Laboureur/Sude, beim Grand Slam in Brasilien ist dann mal wieder das Duo Ludwig/Sude zu erleben.

Kampf um Tickets

In dieser Konstellation dürfte es schwierig werden, die für die Sportart Beachvolleyball so wichtige Harmonie herzustellen. Zumal sich Kira Walkenhorst, die das Treiben bei den Titelkämpfen als Zaungast verfolgte, auf dem Weg der Besserung befindet. Sie werde „im Dezember wieder ins Training einsteigen“, verkündete die 24-Jährige. Läuft alles nach Plan, ist die Blockerin zurück in der Sandkiste, wenn ab der nächsten Saison die lange Jagd nach Punkten beginnt, um sich für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro zu qualifizieren. Mit den Duos Borger/Büthe, Holtwick/Semmler und Ludwig – egal ob mit Walkenhorst oder mit Sude – verfügt der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) über drei Weltklasseteams, die alle für Medaillen infrage kommen.

Doch nur zwei Vertreter pro Nation schaffen den Sprung zum Highlight im Schatten der fünf Ringe. Ein Duo wird also auf der Strecke bleiben. Die neue Deutsche Meisterin Karla Borger spricht deshalb von einem „Luxusproblem, das die meisten Nationen gerne hätten“.

Es gibt in der Szene der Beachvolleyballer abseits der Personaldiskussionen also auch noch andere spannende Themen. Karla Borger freut sich schon auf das Ausscheidungsrennen auf höchstem Niveau: „Ganz klar, das dürfte richtig prickelnd werden.“