Alte Meister
: Es ist alles, alles eitel

China gehörte einst zu den antiken Hochkulturen, erfand das Porzellan, Papier oder auch die Seide. Heute steht „Made in China“ hingegen für Billigprodukte, Plagiate und Ramsch. Dazu zählen wohl auch die bizarren Schlüsselanhänger, in denen kleine Goldfische, Mini-Schildkröten oder junge Salamander schwimmen.

Makabres Teufelszeug? Oder sind die Miniaturen Pop Art? Immerhin hat schon der britische Künstler Damien Hirst mehrere Tierkörper in Formaldehyd eingelegt und sich damit einen Namen gemacht. Die kleinen chinesischen Zierfische würden mittels eines speziellen Zusatzes mit Sauerstoff und Nahrung versorgt, versucht der Hersteller uns weiszumachen. Hirsts „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living“ (1991), ein eingelegter Tigerhai, dagegen war bereits vor der Präparation definitiv tot.

Tierschützer protestieren heftig gegen die kleinen Accessoires, die bereits während der Olympischen Spiele 2008 als inoffizielle Fanartikel verkauft wurden. Dagegen gilt der eingelegte Hai im Kontext der Kunst als angesehen, weil er eine so widersprüchliche, provokante und plakative Metapher für Aggression, Vitalität und Tod sei. Vergänglichkeit wollte Hirst darstellen und ließ das Material dafür eigens fangen, töten und für 6.000 Euro verschiffen. 2006 musste der allmählich verwesende Hai im Formaldehyd-Bad kostenintensiv ausgetauscht werden. Klar, dass man die angefaulte Megaleiche kaum praktikabel mit sich rumtragen kann, nur um anzuerkennen, dass nichts von Dauer ist in dieser von rasanten Veränderungen geprägten Welt. Es sei alles, alles eitel – Vanitas-Motiv –, hieß das im Barock, einer Epoche, in der der Tod so nahe war, dass die Reichen vorm Hinscheiden noch mal orgiastisch feiern wollten. Heute gibt es, ganz demokratisch, die Anerkennung des Vergänglichen für alle: kostet rund einen Euro. SABRINA TIMM