Peter Schäfer ist der neue Blumenthal

JÜDISCHES MUSEUM Judaistik-Professor wird neuer Direktor im Libeskind-Bau. Schäfer soll sich um eine Neuausrichtung der überholten Dauerausstellung des Museums und neue Themen kümmern

Der 71 Jahre alte Judaistik-Professor Peter Schäfer hat am Montag offiziell die Leitung des Jüdischen Museums in Berlin übernommen. Der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler aus Princeton tauscht den Posten der Spitzen-Universität gegen den Direktoren-Job an einem der beliebtesten Museen in Deutschland. Nach der Ära von Gründungsdirektor W. Michael Blumenthal (88), der als Krisenmanager aus den USA eingeflogen wurde und das Museum nach politischen Querelen aus der Taufe hob, soll sich Schäfer um eine Neuausrichtung kümmern.

Auf die Zweifel, ein museumsfremder Wissenschaftler könne sich wohl nur schwer in ein Ausstellungshaus mit mehr als 700.000 Besuchern im Jahr einfühlen, ist Schäfer vorbereitet. „An einer amerikanischen Universität lernt man sehr schnell, Neugierde und Interesse auch für Fachfremde zu wecken“, sagte er. Schäfer kommt aus einem katholischen Elternhaus in Mülheim an der Ruhr. Nach Stationen in Freiburg, Frankfurt, Tübingen und Köln übernahm der Experte für das Judentum der Antike und des Mittelalters den Judaistik-Lehrstuhl an der Freien Universität Berlin. 1998 erfolgte der Ruf aus Princeton.

Im Internet-Zeitalter sieht Schäfer einen „globalen Antisemitismus“ auf dem Vormarsch, der sich aus der Kritik am Staat Israel und der muslimischen Judenfeindschaft nährt. „Dabei haben die Muslime und Juden über Jahrhunderte eher friedlich zusammengelebt.“ Aus solchen Erkenntnissen will Schäfer für die Arbeit im Museum schöpfen. Zusammen mit Programmdirektorin Cilly Kugelmann plant er eine vorsichtige Erneuerung der Dauerausstellung. Auch die neue Akademie des Museums soll sich weiter um das gestörte Verhältnis zwischen Juden und Muslimen kümmern. Von den ersten Spuren jüdischen Lebens bis zu den Jahren nach dem Holocaust – tatsächlich ist die von dem neuseeländischen Anthropologen und Museumsdesigner Kenneth Gorbey entworfene Schau in die Jahre gekommen. DPA