Im Haushalt gab es im ersten Halbjahr einen Überschuss

GELD Arbeitnehmer verdienen im Vergleich zum Vorjahr 2,4 Prozent mehr. Dynamik lässt aber nach

Ausschüttungen der Bundesbank erhöhten die Staatseinnahmen

WIESBADEN afp | Die Bürger in Deutschland haben im zweiten Quartal mehr verdient als ein Jahr zuvor und auch mehr Geld ausgegeben. Der Anstieg des Volkseinkommens und der wachsende Konsum bescherten dem Staat höhere Steuereinnahmen – erstmals seit 1991 erzielte der Bund in einem ersten Halbjahr einen Überschuss, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Die Wirtschaft verlor zuletzt allerdings an Dynamik.

Die Zahl der Erwerbstätigen stieg erneut an, und zwar binnen einem Jahr um 340.000 auf 42,5 Millionen. Jeder einzelne Arbeitnehmer verdiente im Durchschnitt im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr brutto 2,7 Prozent mehr, netto waren es 2,4 Prozent mehr. Dagegen sanken nach ersten Berechnungen die Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 1,2 Prozent. Mit den höheren Löhnen und Gehältern steigt laut den Statistikern auch das verfügbare Haushaltseinkommen, und zwar um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das zusätzliche Geld gaben die Bürger häufig gleich wieder aus: Auch die privaten Konsumausgaben wuchsen um 2,1 Prozent, preisbereinigt um 1,0 Prozent. All dies trug im ersten Halbjahr 2014 zu einer Verbesserung der Staatsfinanzen bei.

Die Steuereinnahmen wuchsen seit Jahresbeginn um 3,0 Prozent auf knapp 330 Milliarden Euro. „Überdurchschnittliche Zuwächse“ gab es mit 5,0 Prozent bei der Lohnsteuer und bei der Einkommensteuer mit 8,3 Prozent. Die Einnahmen aus der Gewerbe- und Kapitalertragsteuer gingen dagegen leicht zurück, die aus der Körperschaftsteuer mit 6,8 Prozent sogar deutlich. Im Ergebnis erzielte der Bund erstmals seit über 20 Jahren in einem ersten Halbjahr einen Überschuss. Dieser belief sich laut dem Statistischen Bundesamt auf 4,0 Milliarden Euro. Der Staat insgesamt verbuchte laut vorläufigen Ergebnissen einen Überschuss von 16,1 Milliarden Euro; das entsprach 1,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Der Überschuss der Gemeinden belief sich auf 5,3 Milliarden, der der Sozialversicherung auf 7,1 Milliarden Euro. Die Bundesländer verfehlten mit einem Minus von 200 Millionen Euro knapp einen ausgeglichenen Haushalt.

Der Staat nahm im ersten Halbjahr 637 Milliarden Euro ein – das waren 3,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch die Ausgaben stiegen „merklich“ um 2,5 Prozent, wie die Statistiker erklärten, allerdings in geringerem Maße als die Einnahmen. Am deutlichsten erhöhten sich die Einnahmen des Staates laut Statistik wegen der hohen Ausschüttung der Bundesbank: Sie betrug im ersten Halbjahr 4,6 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2013 waren es nur 600 Millionen Euro gewesen.

Vermögenseinkommen schrumpften um 1,2 Prozent

Im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres sehen die Zahlen für das zweite Quartal aber nicht mehr so gut aus. Die Statistiker bestätigten ihre erste Schätzung von Mitte August, wonach die deutsche Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres geschrumpft ist. Das Minus betrug 0,2 Prozent. Die Wirtschaft habe „an Dynamik verloren“ konstatierten die Statistiker. Allerdings war sie im ersten Quartal wegen des milden Winters stark gewachsen.