HAMBURGER SZENE VON PETRA SCHELLEN
: Häme in Hasselbrook

„Alles aussteigen!“, sprach der Fahrer und kicherte wie nach einem gelungenen Streich

Kennen Sie Hasselbrook? Ist eine mäßig interessante S-Bahn-Station, schmaler, Bahnsteig, recht windig, und wenn man da stundenlang zügeweise neue Leute draufkippt, wird es nicht gemütlicher. Das weiß ich jetzt, und über diesen Erkenntnisgewinn bin ich natürlich froh, man bildet sich ja gern.

Was musste ich auch ausgerechnet am Montag gegen sechs von Altona nach Poppenbüttel fahren wollen? Wo ich doch hätte wissen müssen, dass da erstens die Lokführergewerkschaft GDL streiken wollte, zwischen 18 und 21 Uhr, und zweitens davon auch die S-Bahn, da zur Deutschen Bahn gehörig, betroffen sein würde.

Trotzdem, zunächst ging alles gut. Die Laune hielt sich bis zu nämlichem Hasselbrook. „Alles aussteigen!“, rief der Fahrer, auch erkennbar gut gelaunt, ins Mikro, „wegen Streiks endet der Zug.“ Wir also raus, nicht schlimm, und der nächste Zug kam auch bald. „Poppenbüttel“ stand drauf. Wir alle rein, schönen Platz gesucht, ins Butterbrot gebissen. Bis wir saßen, wartete nun dieser Fahrer. Dann sprach auch er: „Alles aussteigen!“ – und kicherte wie nach einem gelungenen Streich. Wir die Stulle wieder eingewickelt und wieder gewartet.

Auch der nächste Zug trug die Aufschrift „Poppenbüttel“, die Rein-Raus-Prozedur also zum dritten Mal. Im Fahrerhäuschen saß einer und grinste. „Ich streike ja gar nicht“, rief er und fuhr ab. In den Feierabend?

Ich ließ den Termin sausen und bestieg einen bald erscheinenden Zug in Gegenrichtung. Nach zwei Stunden war ich für 5,90 Euro wieder in Altona und frage mich zweierlei: Erstens, warum konnte man nicht, beispielsweise, am Jungfernstieg ansagen, dass der Zug in Hasselbrook enden würde – statt uns in die Falle zu locken und uns dann, alternativlos, in der Walachei auszusetzen? Und zweitens, was bezweckt die GDL durch diese an Häme grenzende Munterkeit, mit der die Fahrer uns genüsslich ein- und wieder aussteigen ließen?

Zugegeben, so was gibt ihnen sicherlich ein berauschendes Gefühl von Macht. Und bestimmt werden, spricht dieser Kitzel sich erst herum, massig Lokführer in die GDL eintreten, dieses ihrer Streikziele wäre also erreicht. Aber was, zum Donner, geht mich das eigentlich an?