Neue Nachbarn für den Sendesaal

Konversion statt Abriss: Das bald leer stehende Hörfunkgebäude von Radio Bremen soll Teil des „Musicvillage“ werden

Der Verein der „Freunde des Sendesaals“ hat ein erstes Nutzungskonzept für das angestrebte Musicvillage“ vorgestellt. Das Wohnprojekt auf dem Gelände an der Spitta-Allee, das im Sommer von Radio Bremen geräumt wird, soll zum Erhalt des mittlerweile denkmalgeschützten historischen Großstudios beitragen.

Geplant sind demnach bis zu 180 Wohneinheiten. Zwei unabhängig voneinander beauftragte Architekturbüros haben festgestellt, dass der größte Teil des derzeitigen Hörfunktraktes kostengünstig umnutzbar sei. Das Gebäude sei hervorragend in Schuss, sagt Lars Lammers vom Bremer Büro LPR, die vorhandene Energiezentrale lange problemlos aus, um auch die auf dem Areal geplanten Neubauten mitzuversorgen. Längs der Spitta-Allee könnten drei größere Wohnblocks mit Ladenzeilen entstehen, im rückwärtigen Teil – hinter dem Sendesaal – weitere „Stadthäuser“ samt Tiefgarage. Im derzeitigen Hörfunk selbst ist ein „Servicewohnbereich“ für Versorgungsbedürftige angedacht, aus dem großräumigen Archiv könne ein Fitnessbereich werden, geplant ist außerdem ein Beherbergungsbetrieb – unter anderem für die KünstlerInnen, die den wegen seiner herausragenden Akustik international berühmten Saal für Aufnahmen und Konzerte nutzen. Für dessen Betrieb ist die Gründung einer Stiftung geplant.

Grundbuchmäßiger Eigentümer des in Frage kommenden Areals ist immer noch Radio Bremer, „verfügungsberechtigter Besitzer“ hingegen die HVD Grundbesitz Gesellschaft – wobei nach wie vor unklar ist, ob HVD das 20.000 Quadratmeter umfassende Grundstück tatsächlich nutzen will oder ob weiterverkauft wird. Auch eine Rückgabe an Radio Bremen gilt als nicht ausgeschlossen. Die zweite Hälfte des für insgesamt 8,5 Millionen Euro verkauften Radio-Bremen-Grundstücks hingegen wird von HVD bereits verwertet, etliche der dort vorhandenen Wohnblocks wurden aufgestockt.

Unterstützung finden die Sendesaal-Freunde unter anderem in Hamburg: Dort hat eine Gruppe um Hermann Raue, dem früheren Musikhochschul-Rektor, vor zwei Jahren mit „New Living Home“ eine vergleichbare Anlage für ein kulturorientiertes älteres Klientel bauen lassen. HB