Petition für Kaisenhäuser

WOHNEN ParzellenbewohnerInnen kämpfen mit einer Online-Petition für den Erhalt der Kaisenhäuser. In diesem Jahr werden 39 Häuser abgerissen, während weiter nach politischen Lösungen gesucht wird

Die Zwangsräumung eines Bewohners im vergangenen Jahr war der bisherige Höhepunkt und hat energische Diskussionen ausgelöst

Für den Erhalt von Wohnhäusern in Bremer Schrebergartensiedlungen streitet die Interessengemeinschaft der Parzellenbewohner e.V. (IG) mit einer Online-Petition. Darin wird Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) aufgefordert, seinen Einfluss auf die politische Debatte nach der Sommerpause geltend zu machen.

Es geht um die Kaisenhäuser: Aufgrund der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Wohnen auf Parzelle auf Entscheidung des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Kaisen (SPD) zunächst bis 1955 geduldet. Viele BewohnerInnen sind aber auch darüber hinaus in den als Kaisenhäuser bekannten Unterkünften geblieben – bei unklarem rechtlichen Status. Erst im Jahr 2000 hat ein runder Tisch beschlossen, die Wohnverhältnisse bis zum Tod oder Auszug der EigentümerInnen zu legalisieren. Danach sollten die Häuser abgerissen werden.

Noch in diesem Jahr soll das bei 39 Häusern passieren – die Baubehörde hat eine entsprechende Ausschreibung auf den Weg gebracht. Abrissverfügungen liegen für insgesamt 215 Häuser vor, werden aber nur langsam vollstreckt, weil der Rückbau teuer ist. Für die Kosten müssten eigentlich die EigentümerInnen aufkommen. Wenn diese ihre Häuser aber zum Abriss freigeben, übernimmt die Stadt. Laut dem Architekten Uwe Siemann sei daher nur eingeschränkt von Freiwilligkeit zu sprechen: „Hätte der betroffene Eigentümer wirklich eine freie Wahlmöglichkeit gehabt, würde er in den meisten Fällen wohl überhaupt nicht abreißen“, schreibt er in einer Stellungnahme.

Der Status der Häuser ist seit Jahren umstritten. Die Zwangsräumung eines Bewohners im vergangenen Jahr war der bisherige Höhepunkt und hat energische Diskussionen ausgelöst. Zwar besteht Einigkeit darüber, dass der Fall sich so nicht wiederholen dürfe, das weitere Vorgehen ist aber umstritten. Zuletzt hatte Bausenator Joachim Lohse (Die Grünen) angeregt, die Häuser stehen zu lassen, sofern die BewohnerInnen ausziehen und sie nur am Wochenende nutzen. Dann könne man auf den Abriss verzichten, auch wenn die Häuser größer seien als die im Bundeskleingartengesetz formulierten 24 Quadratmeter. So könnten auch die teils erheblichen baulichen Werte erhalten bleiben.

Die IG allerdings fordert in ihrer Petition ein Dauerwohnrecht und beruft sich dabei auf ein Bundesverwaltungsgerichtsurteil, um einen typischen Teil Bremer Geschichte zu erhalten. Außerdem wäre dann ein „unliebsame Thema für Politik und Behörden“ vom Tisch. Aus Sicht der Baubehörde ist das nicht so einfach: Bei unbegrenzter Duldung könnten schleichend Wohngebiete unterhalb des Wohnstandards entstehen. Die Entsorgung von Müll und Abwasser, aber auch Brandschutz und Zufahrtsmöglichkeiten für Rettungskräfte seien in Schrebergartensiedlungen nicht zu gewährleisten.

Nach der Sommerpause wird das Thema die Politik weiter beschäftigen: Die Linke fordert schon lange, die alternative Wohnform grundsätzlich anzuerkennen. Und die IG setzt auch darauf, dass sich die Grünen und Teile der SPD weiter für den Bestand der Kaiserhäuser einsetzen werden.  JAN-PAUL KOOPMANN