Aus Hansi wird Tommi

DFB Vorm Kick gegen Argentinien klärt Löw Personelles: Cotrainer wird Thomas Schneider und Capitano Bastian Schweinsteiger

VON MARKUS VÖLKER

In einer weißen Trainingsjacke mit argentinisch-hellblauen Streifen goss Joachim Löw das Fundament des neuen deutschen Fußballs – vielleicht verzichtete er deshalb auf das feine Pullöverchen im Seide-Kaschmir-Mix. In den kommenden zwei Jahren ändert sich ja einiges bei den Schau- und Schönspielern des DFB. „Der Hansi“ (Löw), also der Hans-Dieter Flick, tritt seinen Posten als Sportdirektor an. Miroslav Klose, Philipp Lahm und Per Mertesacker werden das DFB-Trikot nicht mehr überstreifen; sie haben genug. Bastian Schweinsteiger tritt Lahms Nachfolge als Kapitän der Nationalmannschaft an. Und wegen Hansis neuen Bürojobs in Frankfurt am Main gibt’s jetzt auch einen anderen Cotrainer: Thomas Schneider. Der wird erst im Oktober in den laufenden Betrieb einsteigen, weil halt noch so ein paar Dinge zu erledigen sind und er vielleicht doch überrascht war von seiner Berufung, denn noch am Montag dementierte er vehement und gab vor, Löw zuletzt im März dieses Jahres getroffen zu haben. Sollte er geflunkert haben, dann ist er ganz bestimmt der Richtige für diesen Job. In der Welt der Geheimtrainings und Geheimtaktiken ist Verschwiegenheit vonnöten.

Schneider scheint auch darüber hinaus qualifiziert zu sein für den Job als Jogi-Flüsterer. Den Lehrgang zum Erwerb der Trainerlizenz schloss er mit einem Notenschnitt von 1,3 ab, als Zweitbester seines Jahrgangs, noch vor den Kollegen Markus Gisdol, Markus Weinzierl und Michael Wiesinger. Thomas Schneider hat dann erst mal recht weit unten angefangen, bei der Jugend des FC Dingolfing.

Der „Sonnyboy“ und „Luftikus“, wie ihn die Fachpresse bisweilen nannte, gewann freilich 2013 mit der Stuttgarter U17 die Deutsche Meisterschaft. Sogar Bundesliga-Trainer durfte Schneider nach diesem Coup beim VfB werden; das lief dann aber nicht so richtig gut. Aber was heißt das schon. Der Hansi war ja als Chefcoach, also vor seiner Zeit beim DFB, auch kein helles Kirchenlicht. Womit wir bei einer weiteren Personalie wären: dem Schweini, der angeblich jetzt nur noch der Herr Schweinsteiger ist, also ein gesetzter Herr, der im Diplomatenslang die Interessen seiner Mitstreiter vertritt. Nix mehr mit spätpubertärem Gehabe und so. Schweini ist tot. Es hat nur der Herr Schweinsteiger werden können, sagte Löw: „Wenn es drauf ankam, ist er immer da gewesen, deshalb ist er der legitime Nachfolger [von Lahm].“

Um den Herrn Schweinsteiger ist ja nach dem gewonnenen WM-Finale gegen Argentinien – ein paar Leser werden sich erinnern – so etwas wie ein Opfermythos entstanden. Weil er auf dem Feld alles für Fan und Vaterland gegeben hat, ist er nun vorübergehend Invalide. Ausgepowert. Leer. Alle. So wie fast alle Brasilien-Fahrer. Die WM hat sie echt fertiggemacht. Die körperliche und mentale Reha könne noch Monate dauern, vermutet auch Löw. Aber das wird schon wieder, der Herr Schweinsteiger muss sich ja schließlich bald die Binde über den Arm ziehen, auf dass er ein „Spielführer“ der deutschen Nationalmannschaft wird. Heute beim Freundschaftsspiel gegen Argentinien in Düsseldorf (kein Scherz) kann er also nur zuschauen. Die Argentinier kommen ohne Messi und wohl auch ohne Revanchegelüste, dafür mit einem neuen Trainer (Gerardo Martino). „Wir können den Leuten mit diesem Spiel dieses Sommergefühl zurückgeben“, dichtete Löw gestern.

Die Leute scheinen sich in diesem Sommergefühl suhlen zu wollen, denn zu einem Training des DFB-Teams am Montag kamen 40.000 Fans, zumeist Kinder und Jugendliche. Aber egal. Manche durften den WM-Pokal streicheln – und werden sich wohl wochenlang nicht mehr die geweihte Hand waschen.