DER RECHTE RANDWARUM UDO PASTÖRS DER NPD-PARTEIARBEIT ÜBERDRÜSSIG SCHEINT
: Der Führer ist müde

Er will nicht. In den vergangenen Tagen verdichtete sich, dass Udo Pastörs nicht für den NPD-Bundesvorsitz kandidieren möchte. Der Chef der Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, glaubt man parteiinternen Gerüchten, ist von der Parteiarbeit ermüdet. Große Reden halten vor den Parteifreunden, im Landtag klare Kante zur Schau stellen: Das gefällt dem Mann aus Lübtheen – weniger aber offenbar die interne, die hintergründige Arbeit.

Anfang Januar hatte der NPD-Bundesvorstand den früheren Juwelier einstimmig zum kommissarischen Bundesvorsitzenden berufen. Der Anlass: Parteichef Holger Apfel wurde ein sexueller Übergriff auf einen jungen Kameraden vorgeworfen. Apfel legte alle Ämter nieder, verließ die Partei. Die Berufung Pastörs lag nahe, denn in Partei und Szene wird der 61-jährige Familienvater wegen forscher Bekenntnisse geschätzt – dass ihm noch „kein Techniker“ habe erklären können, „wie das mit den Gaskammer technisch funktioniert“ habe, zum Beispiel. Oder dass die Politiker anderer Parteien „Demokratiefratzen“ seien, die „einer gerechten Strafe“ zugeführt werden müssten, oder türkische Männer uns mit ihren „Samenkanonen“ bedrohten. Ordnungsrufe im Landtag und Verfahren vor Gericht wirkten als Bestätigung, dass Pastörs der „nationalen Sache“ treu bleibe und nicht durch Amt und Geld korrumpiert werde.

Sein Engagement für die Partei soll aber nachgelassen haben, nachdem der frühere Bundesvorsitzende Udo Voigt, den Pastörs offen angegriffen hatte, zum Spitzenkandidat für die Europawahl geworden war. Denn nach Europa wollte auch Pastörs selbst. Eine herbe Niederlage, die auch Pastörs’ kommissarische Führungsposition im Bundesvorstand ankratzte. Der Hamburger NPD-Vorsitzende Thomas Wulff bezeichnete ihn sogar schon als „Übergangsvorsitzenden“ – und „dümmlich“.

Inland SEITE 6Hinweis: Andreas Speit arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland