Ich-Kampfschriften pro familia

Iris Radisch, Eva Herman, Udo Di Fabio, Frank Schirrmacher – alle schreiben dicke Bücher über die Familie, als sei sie ein von der Moderne wegrationalisiertes Paradies. Das Panorama einer privilegierten Generation im Stadium der Torschlusspanik

VON SUSANNE LANG

Welch ein dankbares Drama! Seit nunmehr gut fünf Jahren steht es auf dem Spielplan, immer wieder mit einem neuen, dramaturgisch zwar nicht überfordernden, dafür umso unterhaltsameren Akt versehen, populär und kontrovers. In Schlagzeilensprache trägt es viele Namen, nüchtern lautet sein Titel „Die große deutsche Familiendebatte“.

Verhandelt werden alle nur denkbaren existenziellen Fragen: Frauen. Männer. Frauen gegen Männer. Frauen gegen Mütter. Mütter gegen Männer und Frauen. Kinder. Wahlweise keine Kinder. Familie. Geburt und Tod der deutschen Mittelschicht. Das „Aussterben“ und der „Preis der Moderne“, die wie ein Eindringling unsere einst doch so beschauliche Welt bedroht.

Oh ja, die Akteure und Akteurinnen dieses weltweit wohl einmaligen Dramoletts leisten beste Arbeit. Jüngst trat sogar ein Deus ex Machina auf die Bühne, Bischof Mixa, der mit dem Requisit „Gebärmaschine“ auftrumpfen durfte. Was waren die Rezensenten aller Medien da aber froh! Auch sonst scheint sich niemand zu langweilen angesichts einer Debatte über ominöse Werte, in der doch allmählich alle Argumente ausgetauscht sind, gegen und für Mutterjahre zu Hause beim Kind, gegen und für Frauen, die arbeiten und trotzdem Kinder wollen. Die Meinungsseiten sind bestückt, die Talkshows besetzt und die Bestsellerlisten gefüllt.

Gestern der Verfassungsrichter Udo Di Fabio („Die Kultur der Freiheit“), der Medienwissenschaftler Norbert Bolz („Die Helden der Familie“), der F.A.Z.-Herausgeber Frank Schirrmacher („Methusalem-Komplott“, „Minimum“). Heute Ex-Tagesschau-Sprecherin Eva Herman, bereits mit Teil zwei ihres „Eva-Prinzips“, einer Sammlung ermutigender Briefe von Leserinnen, deren Nerv Frau Herman getroffen zu haben scheint. Beinahe zeitgleich ist es Iris Radisch, Literaturwissenschaftlerin und Zeit-Kritikerin, die sich in den munteren Reigen reiht. Gefolgt von der ehemaligen Moderatorin des ZDF-Frauenmagazins „Mona Lisa“, Maria von Welser, die im Gespräch mit Familien- und Frauenministerin Ursula von der Leyen (CDU) herausfindet: „Wir müssen unser Land für die Frauen verändern.“

Immer neue Köpfe fügen sich ein ins immer gleiche Spiel um Liebe, Glück, Kampf und drohendem Kollektivtod. Egal welcher Profession, Hauptsache meinungsstark, akademisch oder sonst wie wortgewandt. Auffälligerweise sind sie alle Angehörige der Generation der 40- bis 60-Jährigen. Auffälligerweise haben sie als Erste alle Vorteile, materiell wie emanzipatorisch, der jungen BRD genossen. Auffälligerweise empfinden sie nun trotzdem die Welt um sich herum als bedroht.

Nach dem dramatischen „Minimum“ und dem heilversprechenden „Eva-Prinzip“ folgt Radischs literarisch anspielungsreiche „Schule der Frauen. Wie wir die Familie neu erfinden“ (betitelt in Anlehnung an ein Drama von Molière, wie erfreulicherweise gleich im Vorwort erklärt wird) – ein weiteres Exemplar des neuartigen Genres: der Ich-Streitschrift pro familia.

Wer sich zu fragen wagt, weshalb es in Sachen Familie etwas neu zu erfinden gebe, hat in jedem Fall schon verloren. Die Annahme, dass Familie – wie auch immer man sie definieren mag – etwas zu Rettendes sei, als verhandle man über den Schutz einer vom Aussterben bedrohten Pflanzenart, hat sich in allen ideologischen Lagern etabliert. Wer sich fragt, weshalb etwa Iris Radisch die Familie neu erfinden will, bekommt allerdings – ähnlich wie bei allen anderen AutorInnen – sehr viele Antworten.

Zum Beispiel diese: „Ohne die immer panischer formulierten Gebärkampagnen in den deutschen Printmedien wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass irgendjemand in Deutschland zu wenig Kinder haben könnte. Allerdings hätte ich misstrauisch werden können: Die vielen kinderreichen Mütter, die mich umgeben, haben alle eines gemeinsam: Sie gehen keiner geregelten Arbeit nach.“ Mit Ausnahme von Iris Radisch, der Mutter von drei Töchtern (zwei Väter), denen selbstredend auch das Buch gewidmet ist. Karriere, Arbeit und selbstständiges Einkommen und Kinder plus Liebe und Mann – so heißt irgendwie dann auch Radischs Projekt.

Stringent verläuft durch all die mäandernden Kurzkapitel jedoch nur ein einziger roter Faden: der Abgleich einer konstatierten Realität von „kollabierenden Familien“ mit der eigenen Biografie, den Hindernissen, Wünschen und Vorstellungen für ein ersehntes, erfülltes, glückliches Frauenfamilienleben. Stellvertretend für alle das „Ich“ und das große „Wir“.

Sehr gut kommen dabei weder die Männer („Heldendämmerung“) weg, die sich verflüchtigen oder wahlweise jüngere Frauen der Familie vorziehen und „einsame, gut versorgte“ Hausehefrauen samt Kindern zurücklassen, noch die emanzipierten Frauen selbst, die als „Bildungszombies“ in reinster materialistischer Freude an der Selbstverwirklichung dank Antibabypille „mit Lutz durch Sizilien und mit Wolfgang durch Mexiko trampen“ konnten und dabei einen „historischen Tiefstand in Sachen Nachwuchs hinterlassen“ haben. Bis sie sich dann, irgendwann doch fragten: Kann das alles gewesen sein?

Die klassische Midlife-Initiations-Frage nach dem Sinn und dem Glück beantworten schließlich alle nach Jahren der Existenz im „künstlichen“ kinderlosen „Paradies“ für sich mit einem Ja zum Kind, später dann zu Kindern. Und das nicht nur die Frauen: Udo Di Fabios Plädoyer für das glückerfüllte Leben mit Kindern, das er bis zu seinem 40. Lebensjahr so gar nicht vermisst habe, ist schon ein wenig länger auf dem Meinungsmarkt.

Letztlich liest sich das bei allen gleich: wie ein Legitimationsversuch, warum sie was wie falsch oder in Ansätzen in ihrem Leben doch halb richtig gemacht haben. Eva Herman leistet kaum anderes, mit einem Unterschied: Sie plagt das schlechte Gewissen, zu wenig Zeit mit ihrem Kind verbracht zu haben, und verirrt sich „versehentlich“ damit schon mal auf Veranstaltungen der rechtsnationalen österreichischen Partei FPÖ. Muttis erzählen vom Geschlechterkrieg. Immer im Dienste der Töchter, die anders als sie selbst endlich „Rollenvorbilder“ vor sich sehen sollen.

Denn für all die jungen Frauen sind ja die guten Rettungsratschläge geschrieben, die Forderungen und alarmistischen Katastrophenmeldungen (am schlimmsten trifft es bei Radisch die Liebe, die heute der materialistischen, konsumistischen Überflussgesellschaft zum Opfer gefallen sei). Für all die jungen Frauen, die durch all die Gebärkampagnen verunsichert seien, die nicht zu beneiden seien angesichts des Drucks, der allseits auf sie ausgeübt werde, zuallererst ja selbstverständlich im Arbeitsleben und von patriarchalen Männerfantasien.

Daher ist es auch bei von Welser und von der Leyen eine Frage der Männerermunterung, dass sie doch endlich ihre Väterlichkeit entdecken und insbesondere doch zulassen mögen. Für die Frauen? Nun ja. Für die Familie? Aber klar. Denn „die Familie,“ so verheißt Radisch schließlich auch tröstend nach ihrer „Schadensbilanz“, „ist einer der letzten Zufluchtsorte. Sie ist keine Idylle, sie ist kein Puppenheim. Aber sie ist dem Ideal nach noch immer ein Gegenmodell zur Allgewalt der Ökonomie und der Beschleunigung.“ Addiert man Evas Apfelkuchen, zu Hause gebacken, mit Liebe zum Kind, hat man den Duft zum ersehnten Zufluchtsort.

Immerhin schält sich in der Zusammenschau der beiden Denkmuster ein kulturgeschichtlich aufschlussreicher Verweis heraus: Intimität und Liebe in ihrer exklusiven, passionierten Form – also der Mythos von der tragenden Vereinigung – werden gegen die rationale, ökonomische Welt positioniert. „Das kalte Herz“ der romantischen Bergstollenmetaphorik erlebt seine Reanimation, eine doch sehr deutsche Wesenssehnsucht aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Nicht zuletzt in diesen kulturellen Wurzeln erklären sich die sich immer wiederholenden Versuche, die Familie zu retten und zu beleben – die heute selbstverständlich gegen ganz andere äußere, ökonomische Widerstände zu kämpfen hat. Die eventuell aber, wie etwa die Soziologin Eva Illouz in „Konsum der Romantik“ nahelegt, in ihrer künstlichen Trennung von kapitalistischer Ökonomie und intimer Innenwelt stärker auf das je andere System angewiesen ist, als ihre Retter wahrhaben wollen. Schließlich ist es nicht zuletzt die Wirtschaft, die im Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen auf das Glücksmoment Familie setzt. Dem Single schmeckt die Tütensuppe keineswegs so gut wie in Gesellschaft zweier strahlender Kids. Ein Haus baut nur, wer Familie und Arbeit hat.

Wie konstruiert das Ideal der Familie als gesonderte, nicht nur vor der ökonomischen, sondern auch vor der staatlichen Öffentlichkeit geschützte soziale Welt immer auch ist, darauf hat der Soziologe Pierre Bourdieu in seinem Aufsatz „Familiensinn“ verwiesen: „So ist die Familie durchaus eine Fiktion, ein soziales Artefakt, eine Illusion im ganz gewöhnlichen Sinne des Wortes, aber eine ‚wohlbegründete Illusion‘, denn ihre Existenz- und Subsistenzmittel bekommt sie, da ihre Produktion und Reproduktion staatlich geschützt sind, vom Staat.“ Familie, so definiert es Bourdieu, das ist die „sogenannte private Realität öffentlicher Herkunft“. Mit dem traditionellen Gegensatz zwischen öffentlich und privat werde nur vertuscht, wie präsent das Öffentliche im Privaten ist.

Mehr Kindergeld. Mehr Kinderbetreuungsangebote. Mehr Elternzeit. Ein Immer mehr an Subventions- und Investitionspolitik – nicht nur Ursula von der Leyen arbeitet schwer daran. Für die Familie, die Keimzelle des Staates. Für die Durchschnittsquote von 2,1 statt 1,3 Kindern pro Frau, die willkürlich gesetzt ist, aber doch endlich erreicht sein will. Geht es dabei wirklich um die Kinder? Oder geht es um die Frauen, die anhand des Nachwuchses ein Resümee des Gleichstellungskampfes ziehen und alte Gräben wieder öffnen? Oder geht es schlicht um Bevölkerungspolitik, wie sie seit je seitens des Staats betrieben wird? Wo Diskurse derart verquer verlaufen, wo Interessen von gesellschaftlichen Gruppen parteipolitisch instrumentalisiert werden, liegt es nahe, dass Politik aktionistisch handeln will, dass Debattenführer alarmistisch trommeln.

Wer dagegen nichts retten will, weil er oder sie eventuell nichts zu verlieren sieht, wer vielmehr daran interessiert ist, wie es um die „Vereinbarkeit“ eines modernen und somit individuellen Lebens mit all den Systemen bestellt ist, zu denen es sich zwangsweise und in zivilisatorischer Konsequenz verhalten muss, der darf doch gerne wieder einmal auf Niklas Luhmann zurückgreifen. In „Liebe als Passion“ zieht er bereits Anfang der 80er-Jahre eine sehr hilfreiche Leitkategorie ein, in der heute das Ideal der romantischen Liebe praktiziert wird: die Differenz von unpersönlichen und persönlichen Beziehungen. Denn: „Die meisten Erfordernisse seines Lebens kann der Einzelne, und das ist neu, nur noch in unpersönlichen Beziehungen sicherstellen. Diese Bedingung schließt sogar den Aufbau des Selbst ein, nämlich den Werdegang im Kontext schulischer und beruflicher Karrieren.“

Im Gegensatz zur frühen Moderne, die persönliche, also intime Beziehungen in Familien und idealisierten Liebesbeziehungen eingeschlossen hatte, stelle sich heute ein ganz anderes Problem: „des Erwachsenseins, das mit Bindungen, mit Aufgabe von Bindungen, mit Verzicht auf Bindungen im Laufe eines langen Lebens angegangen wird“. Zu kühl gedacht? Zu rational? Zu systemtheoretisch? Nun ja. Auf jeden Fall doch dem Alltag weitaus näher, doch komischer und warmherziger als ein apokalyptisches „Minimum“, wie nicht zuletzt die eben erst Grimme-Preis-gekrönte ARD-Vorabendserie „Türkisch für Anfänger“ mit allen kulturellen Variationen eines modernen Lebens vor Augen führt. Letzen Endes geht es auch dort allen um eines: die verlässliche Bindung, die für einen kürzeren oder längeren Abschnitt als lebenslänglich visioniert tragen muss.

Ja aber was um Himmels willen wird da nun aus den Mehrkindern, die allen doch so sehr am Herzen liegen? Eine schöne Antwort findet sich seit Anfang März auch hierauf, ja, sogar in Buchform. „Weniger sind mehr“, so ist auf dem Cover zu lesen, und: „Warum der Geburtenrückgang ein Glücksfall ist“. Im Innenteil wartet schließlich die Feststellung, die dem ideologischen Konsens „Wir brauchen mehr Kinder“ endlich entgegenhält: „Wenn die Gesellschaft keine Kinder hervorbringt, dann hat das einen gesellschaftlichen Sinn. Die Gesellschaft braucht die Kinder nicht, die nicht geboren werden. Sie fragt sie nicht nach.“

Ja darf man da seinen Augen trauen? Man darf, schließlich steht der Name des Verfassers, des Soziologen Karl Otto Hondrich, für klare Analysen, wie und warum sich unsere, also die moderne westliche und weniger die „deutsche“ Gesellschaft oder gar die „unseres Landes“ verändert hat und stetig dabei ist, sich zu verändern. Für Panikmache, die heutzutage gerne Meinungsmache heißt, ist sich Hondrich zu schade. Was sollte sie auch? Schließlich würden Gesellschaften dennoch nicht kinderlos, „schlimmstenfalls werden sie weniger Kinder haben, als wir gewöhnt sind. Es sind die Gewohnheiten, die uns die Verhältnisse als normal und richtig erscheinen lassen – und es sind Veränderungen, die uns Angst vor künftiger Anormalität einflößen.“

Exakt jene Angst ist es, die in der deutschen Gesellschaft vor allem die Mittelschicht erfasst hat, die aber, wie nun auch endlich wissenschaftlich erforscht (siehe Randspalte), der realen Grundlage entbehrt. Tatsächlich geminderter Wohlstand, schlechtere Lebensbedingungen? Fehlanzeige. Selbstverständlich aber sollen es die Kinder, soweit sie ja doch in einer späten Lebensphase zwischen Karriere und Sinnfrage entstanden sind, mit ihrer Entscheidung für Kinder besser haben – und das in einer „modernen Welt, die junge Frauen tatsächlich nicht ermutigt, den immensen Betreuungsaufwand leisten zu wollen, den ein Kind in den ersten drei Lebensjahren abfordert“, wie Entwicklungspsychologinnen wie Liselotte Ahnert nicht müde werden zu betonen (FAS vom 18. März).

All jene jungen Frauen sind tatsächlich besser beraten, sich an Großvaters Sicht der modernen Welt zu halten. Der mit 80 Jahren im Januar gestorbene Hondrich jedenfalls erweckt nicht im Geringsten den Eindruck, aus Angst vor dem Verlust all dessen, was in einem typischen Mittelschicht-AkademikerInnen-Leben erreichbar ist, die Zukunft schwarzzumalen. Unter der Leitfrage, wie sich Systeme, also in diesem Fall die Familie, stabilisieren, wie sie ihre Problemlösungsfähigkeit steigern, trotz weniger Menschen und trotz Sinkens der Geburtenrate, kommt er ganz in der Tradition von Luhmann zu einer plausiblen Schlussfolgerung: Der innerhalb von 200 Jahren erreichte Modernisierungsgrad der Gesellschaft, der immer mehr Funktionen der Familie in andere Teilsysteme ausgelagert hat (Sex, Wirtschaften, Alterspflege etc.), der Individualität erst ermöglicht hat, führt zu einer Qualitätssteigerung innerhalb des Systems Familie – unter dem einzig verbleibenden Leitwert, der Familie von anderen Systemen unterscheidet: „Liebe und sonst nichts“.

Dementsprechend kleiner und exklusiver wird die Familie – bis hin zum Paar ohne Kind. Angesichts all der gestiegenen Anforderungen ans Individuum lässt sich in der Logik Hondrichs für Menschen, die Familie und Karriere und Kinder vereinbaren, schlicht nur feststellen: Sie sind nicht die besseren Menschen, sondern die besseren Familienmenschen. „Familienmenschen“, so Hondrich, „haben in irgendeiner Weise ihre Qualitätsansprüche aneinander und an ihre Kinder zurückgenommen – und darin liegt gerade ihre besondere Qualität.“ Andere Soziologen umschreiben dieses Ergebnis als „Verhandlungsfamilie“.

Anders als die triviale Spielart der Küchen-und-Heim-Romantik à la Herman oder eine literarisch untermalte Zufluchtsort-Romantik à la Radisch lässt Hondrich dabei die Welt, wie sie ist, zu. Familie mit dem Leitwert Liebe, in der verlässliche Bindungen gesucht und gefunden werden, darf auch erweitert gedacht werden: homosexuelle Ehe oder Wahlverwandtschaften mit familiärer Qualität, der Wunsch nach Familie trotz ihrer neuartigen Brüchigkeit (die armen Scheidungskinder!).

Wo dieser Wunsch zur stilisierten Sehnsucht wird, zum heilen „Ideal“, da treffen sich zurzeit die ideologischen Lager, die Ursula von der Leyen zu Beginn vergangener Woche auf die ultimative Formel eines „konservativen Feminismus“ gebracht hat, der selbstredend in glücklichen Familien münden soll. Und diese Sehnsucht teilen natürlicherweise jene Jüngeren dieser Gesellschaft, die wahlweise im Hotel Mama ihren Unterschlupf genießen oder als Junge-Unions-Aktivisten eine möglichst heil retuschierte Erinnerung ihrer eigenen Kindheit bewahren wollen. Frau und Mann und Kind hat zwar nicht jede(r), Familie und Wünsche und Lebensvorstellungen haben dagegen alle. Sie will man bewahren. Deshalb reden alle herzlich mit. Nur: Will man in diese Öffentlichkeit Kinder setzen?

SUSANNE LANG, 30, ist taz-zwei-Redakteurin