hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Selbst wenn diese Woche nicht Berlin Music Week wäre, müsste man sich keine Sorgen um das Konzertangebot machen. Zusätzlich zum Off-BMW-Programm (siehe Seite 2) gibt es sogar jenseits der mittleren Bühnen noch reichlich Möglichkeiten, sich die Ohren freiblasen zu lassen. Eine gute Gelegenheit dazu bietet der Besuch des kanadischen Komponisten Pierre Alexandre Tremblay am Freitag im Auxxx, wo der ehemalige Popmusiker, mit Bass und Laptop bewehrt, seine Fähigkeiten als Akusmatiker unter Beweis stellen wird und die Grenze zwischen akustischen und elektronischen Klängen bis zur Unkenntlichkeit auflösen dürfte (Kastanienallee 77, 21 Uhr).

Um die Grenze zwischen Singer/Songwriter und Free Jazz hingegen geht es am selben Abend im Konzert der Berliner Formation Absolutely Free Marie im Aufsturz. Das Quartett hat einen Weg gefunden, die Songs von Bob Dylan so in Jazz-Arrangements zu übersetzen, dass man andächtig staunen muss (Oranienburger Str. 67, 21 Uhr).

Neonostalgische Beiträge zur Tanzflächenforschung aus den Niederlanden bietet die junge House-Produzentin Xosar, die am Samstag die Panorama Bar mit ihrer spukhaften Clubmusik beehren wird (Rüdersdorfer Str. 70, 23 Uhr, 12 €).

Den US-amerikanischen „king of sampling“ und Live-Computermusikpionier Carl Stone kann man dann am Sonntag im Quiet Cue mit einer seltenen audiovisuellen Performance erleben, vorab präsentiert der kanadische Multimediakünstler Jocelyn Robert seine „Four Videos“ (Flughafenstraße 38, 18 Uhr).

Die Reihe „Unerhörte Musik“ konnte man bisher zum festen Bestand der Berliner Institutionen für Neue Musik zählen. Seit die Kulturverwaltung entschieden hat, die Förderung für 2015 einzustellen, ist der Fortbestand bedroht. Eine bequeme Möglichkeit der Unterstützung wäre: hingehen! Für diesen Dienstag sind Werke der Finnin Kaja Saariaho, des Schweden Folke Rabe oder von Sarah Nemtsov angekündigt (Mehringdamm 34, 20.30 Uhr, 12/8 €).

Alternativ gibt es an dem Abend gute Gründe, das ausland aufzusuchen, dort spielt nämlich der große alte Mann der freien Improvisation, Eugene Chadbourne. Ob an Gitarre oder Banjo, zerbröselt er unermüdlich die unterschiedlichsten Stile von Blues und Country bis zu Free Jazz und Noise, was sich gern in sonderbaren Coverversionen von Songs der Beach Boys oder Prince niederschlägt. Ein weiterer Grund ist das Vorprogramm mit Konrad Sprenger, dem Live-Projekt des Berliner Musikers Jörg Hiller, bei dem er die Töne seiner Multikanal-Gitarre per Computer aufeinanderschichtet (Lychener Str. 60, 20 Uhr, 10 €).