urdrüs wahre kolumne
: Einfach Frieden machen?

Gelegentlich wird auch unsereins von Angehörigen der Zahnspangengeneration belabert, sie mit einem Euro für jeden Kilometer zu sponsern, den sie bei einem Lauf zur Rettung der Bachamsel oder zum Bau einer Notunterkunft für Straßenkinder in Brasilien unter die kleinen Füße nehmen. Ich verweigere mich regelmäßig und biete stattdessen an, mein Leergut zum Glascontainer zu bringen, für mich einzukaufen oder ähnliches, um dafür dann meine Spende einzuheimsen. Wenig überzeugend finde ich daher auch den in Bremen geplanten Friedenslauf, bei dem man ebenfalls für irgendwas Gutes spenden soll. Wer da laufen will, der soll da laufen, diesem motorischen Gebaren aber nicht höhere Sinnhaftigkeit aufdrücken. Geht doch lieber Schuheputzen, Küsse versteigern oder Unkraut jäten: Bringt auch Bewegung und Knete sowieso für jeden guten Zweck!

Wer hätte das gedacht: Die schwulen Kommunisten dieses Landes treffen sich ab kommenden Freitag im Hamburger Magda-Thürey-Haus zum 3. „DKP queer-Treffen“ – und wer da will, kann das gern mit einem Termin in der Eppendorfer Ernst Thälmann-Gedenkstätte verbinden, wo am selben Tag um 19 Uhr der große Arbeiter- und Jugendführer Egon Krenz referiert. Die olle rote Socke ist mir so richtig ans Herz gewachsen durch dieses hier etwas freihändig wiedergegebene Zitat: „Ich kann keinen Frieden mit einem System machen, das keinen Frieden mit mir macht!“ Schöner hätte ich es auch nicht sagen können …

Die Polkappen verschwinden, die kleinen Knuts der Eisbären ertrinken von schmelzender Scholle und an der Elbe sprießen bald die Palmen. In Hamburg aber illuminieren die Hamburg Freezers und der Elektroinstallateur Michael Batz den Fernsehturm wochenlang zur Verwirrung von Mücken und Fledermäusen in kohlendioxid-produzierendem Blau und jetzt barmt sich die örtliche Morgenpost, dass sich nach den Eishockey-Kerlen kein Nachfolge-Idiot findet, den blauen Zauber zu finanzieren. Gut, dass manche ihren Bimbes noch besser verjuxen können!

Eine mutmaßlich alleinerziehende Mutter schiebt heute ihre noch ziemlich junge Brut im Zwillingskinderwagen an mir vorbei und spontan quittiere ich diesen Doppelschlag mit einem solidarischen „Da hat man immer alle Hände voll zu tun, was?“ Worauf sie ziemlich heftig zurückgibt: „Für einen Euro könnse beide haben!“ Vermutlich bis zum Mutterschaftsurlaub Verkäuferin bei Mäc Geiz gewesen …

Mein geliebter Landesvater Ernst August von Hannover darf sich auch nach einem neuen Beschluss des Landgerichts Hildesheim als Vorbestrafter rühmen. Für seine höchst legitimierten Schläge gegen einen schneeweißen Strand-Discolärm-Veranstalter in Kenia singt man dort an den Lagerfeuern der phongepeinigten stolzen Massai bereits Lobeshymnen. Auch seine Regenschirm- Attentate auf Paparazzi, Beleidigungen gegen Bild-Redakteure usw. sind im Grunde nichts anderes als das, was getan werden muss und leider viel zu selten gemacht wird. In entschiedener Treue zum Welfenhaus ULRICH „von und zu“ REINEKING