Bye-bye Freezers: Saison vergeigt

Nicht erst seit dem gestrigen Ausschieden bei den Play-Offs steht das Hamburger Eishockey unter keinem guten Stern. Geld ist dank potenter Investoren zwar genug da, doch die spielerischen Leistungen der Freezers sind durchwachsen

Die Saison ist vorbei für die Hamburger Freezers. Nach der klaren 1:6 Niederlage gegen die Düsseldorfer Metro Stars am gestrigen Sonntag sind die Hamburger aus der Play-Off-Runde um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft ausgeschieden, und der „Planet Ice“, die Spielstätte der Freezers, ist öde und leer.

So ist es eigentlich immer am Ende der Saison, wenn die besten acht Mannschaften der Deutsche Eishockey Liga (DEL) in einer K.o.-Runde ihren Champion ermitteln. Spätestens bei den Play-Offs gehen die Hoffnungen der Hamburg Freezers dahin, dass sie in diesem Jahr etwas Großartiges vollbringen werden. Dabei hatten sie ihren Fans genau das versprochen. Sie würden eine großartige Saison erleben, hieß es im vergangenen Sommer. Immerhin sei die Zeit des Mittelmaßes ja vorbei.

Es musste etwas passieren. Seit der Saison 2002/03, nach dem Teamtransfer der München Barons nach Hamburg, sind die „Kühlschränke“ in Deutschlands Eishockey-Eliteliga auf der Suche nach ihrem Glück. Der Erfolg war überschaubar geblieben – gerade vor dem Hintergrund, dass die Klubführung mit üppigen Etats von bis zu 7,1 Millionen Euro in die Saison startete.

Sie konnte es sich leisten. Der Retortenverein wird nicht zu knapp aus dem Ausland mit Geld gespeist. Zu 70 Prozent gehören die Anteile der Spielbetriebs-GmbH der Anschutz Entertainment Group (AEG) unter Führung des US-amerikanischen Milliardärs Philip F. Anschutz und zu 30 Prozent der Jokerit HC Gruppe um den finnischen Investor Harry Harkimo. Die Sache mit dem Erfolg stellte sich nicht ein wie gedacht. Immerhin aber war die Saison unterhaltsam. Zunächst gehörten die Freezers, ihrem Selbstverständnis entsprechend, der Spitzengruppe an. Im Herbst folgte der freie Fall in den Keller der Tabelle.

Es griff der übliche Mechanismus: Der Trainer wurde ausgetauscht. Für den glücklosen, bescheidenen Mike Schmidt kam der exzentrische Bill Stewart. Der 49 Jahre alte Kanadier hievte die verunsicherte Mannschaft noch einige Plätze nach oben, und schwuppdiwupp waren die Freezers wieder in der Tabellenregion angekommen, in der sie sich bestens auskennen – im grauen Mittelmaß.

In Düsseldorf konnten die Freezers bis zur zwölften Minute mithalten, danach sahen sie kein Land mehr. Die Quittung für die durchwachsenen Leistungen der Saison hatten die Hamburger bereits bei den Play-Off-Spielen im eigenen Haus bekommen, als sie noch eine hauchdünne Chance hatten. Zwischen 7.000 und 10.000 Zuschauer kamen jeweils zu den Spielen gegen die Krefeld Pinguine und gegen Düsseldorf. In den vergangenen Jahren war die Arena noch regelmäßig mit 12.800 Zuschauern ausverkauft gewesen.

Den Fans ist der Appetit auf Hausmannskost längst vergangen. Wenn die Freezers auch in der nächsten Saison wieder einmal an ihrem Anspruch, Meister werden zu wollen, kläglich scheitern sollten, gerät auch ihre Glaubwürdigkeit in Gefahr. Derzeit deutet einiges darauf hin, dass sich in Hamburg die Verhältnisse verschieben. Der Handball läuft dem Eishockey beim Zuschauerinteresse allmählich den Rang ab. Auf dem „Planet Ice“ herrscht Tauwetter.

CHRISTIAN GÖRTZEN