Mit weichen Knien an die Spitze

Ralf Stegner mit 90 Prozent zum neuen SPD-Chef in Schleswig-Holstein gewählt. Und zum Spitzenkandidaten für 2010

Harmoniesucht hat Ralf Stegner wohl noch niemand nachgesagt: Schleswig-Holsteins forscher SPD-Innenminister ist ein Freund klarer Worte. Er polarisiert gern, weicht Konflikten nicht aus und taugt deshalb bestens zum Lieblingsgegner beim Koalitionspartner CDU. Für künftige Konflikte erhielt der 47-Jährige nun unerwartet kräftigen Rückhalt der eigenen Partei. Fast 90 Prozent bei der Wahl zum Landesvorsitzenden auf dem Parteitag in Neumünster am Sonnabend übertrafen seine Erwartungen deutlich.

„Ich bin erstaunt und froh, dass es so ein überragendes Ergebnis gegeben hat“, sagte Stegner. Er bekam nach seiner 65-minütigen Rede viel Lob von früheren Spitzenpolitikern, darunter Ex-Ministerpräsidentin Heide Simonis. Die SPD könne nun geschlossen und selbstbewusst ihre Ziele angehen, sagte Stegner. Sie will bei den Kommunalwahlen in Mai 2008 an die CDU verlorenes Terrain zurückgewinnen und bei den Landtagswahl 2010 wieder stärkste Kraft werden – mit Stegner als wahrscheinlichem Spitzenkandidat.

„So ein bisschen weiche Knie hab’ ich“, bekannte er in seiner Parteitagsrede, die er auch mit dem sozialdemokratischem „Herzblut“ vortrug, das viele in der Partei bei ihm bislang vermissten. Die SPD müsse sich als „linke Volkspartei mit eigenem Profil“ behaupten, gerade in einer großen Koalition, betonte Stegner. Die „Agenda- und Bastapolitik“ von Ex-Kanzler Gerhard Schröder habe „auch Schaden in der SPD angerichtet“. DPA/TAZ