WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

F.I.N.D., Schaubühne, 29. 3. bis 1. 4.

„Sie stehen mit den Füßen im Salon und ragen mit dem Kopf in den Himmel“, hat der Theaterkritiker Georg Hensel einmal über die Figuren des französischen Dramatikers Paul Claudel gesagt. Vor allem Claudel selbst ragte mit dem Kopf in den Himmel, wo er Gott suchte, vorbeifliegende Wolken ihm aber gelegentlich das Hirn vernebelten. Seine Trilogie „Die Gottlosen“, die ursprünglich als Tetralogie angelegt war, verhandelt die Geschichte einer Familie in der Zeit zwischen Napoleon Bonaparte und seinem schillernden Neffen Napoleon III. – unter besonderer Berücksichtigung des aufkommenden Kapitalismus und Imperialismus, wo die Gier immer größer und die Gottesfurcht entsprechend immer kleiner wird. Wo eine Christusfigur nicht mehr als ihren Metallwert hat und für ebendiesen ausgerechnet von einem Juden erworben wird. In Zeiten, wo wir Papst sind und religiöse Fundamentalisten die Welt immer ungemütlicher machen, könnte Claudel der Dramatiker der Stunde sein. Stefan Bachmann hat schon 2003 in Basel Claudels berühmtestes Drama „Der seidene Schuh“ höchst erfolgreich wieder ausgegraben. Nun führt er am Maxim Gorki Theater zum ersten Mal komplett die wüste Trilogie „Die Gottlosen“ auf.

„Kebab“: Schaubühne, ab Mi.

Wüst ist auch das Stück „Kebab“ der rumänischen Dramatikerin Gianina Carbunariu, die von dem fatalen Abhängigkeitsverhältnis dreier junger Rumänen erzählt, die in Irland ein neues Leben anfangen wollen und statt des Glücks im Westen nur seine Kehrseite erleben. In der Schaubühne inszeniert Enrico Stolzenburg die deutschsprachige Erstaufführung.

Im gleichen Haus beginnt am Donnerstag außerdem das 7. Festival Internationaler Dramatik, kurz F.I.N.D., dessen Schwerpunkt in diesem Jahr auf zeitgenössischer israelischer Dramatik liegt.

„Die Gottlosen“: Maxim Gorki Theater, ab Fr.