Untreue aus Liebe

Eine Sozialamt-Mitarbeiterin soll 750.000 abgezweigt haben – mit dem Begünstigten hatte sie wohl ein Verhältnis

Offenbar aus Liebe zu einem Sozialhilfeempfänger soll eine Mitarbeiterin des öffentlichen Dienstes rund 750.000 Euro veruntreut haben. Seit gestern sitzt die frühere Sachbearbeiterin des Sozialamts Lichtenberg wegen Korruption auf der Anklagebank des Landgerichts. Die 48-jährige Frau soll dem 58-jährigen Mitangeklagten ein Luxusleben finanziert haben. Von dem erschwindelten Geld soll sie persönlich 30.000 Euro kassiert haben. Ein dritter Angeklagter, der sein Konto zur Verfügung gestellt habe, soll mit knapp 100.000 Euro belohnt worden sein.

Spannend dürfte es beim nächsten Gerichtstermin werden. Bisher liege vieles im Dunkeln, sagte der Staatsanwalt am Rande des Prozesses. Offenbar habe es ein Verhältnis zwischen den Tatverdächtigen gegeben. Das Geld sei jedenfalls verschwunden. Der Fall sei erst mehrere Monate nach Ausscheiden der gelernten Erzieherin bekanntgeworden. Der Zufall führte bei einer Routinekontrolle auf die Spur der Angeklagten.

Die damalige Mitarbeiterin der Abteilung Bürgerdienste und Sozialhilfe soll von Dezember 2003 bis Juli 2006 in 247 Fällen alte Sozialhilfefälle aktiviert haben, um erfundene Beihilfen für Sozialleistungen auf die Konten der beiden Männer zu schleusen. An einem Tag im Oktober 2005 soll die Angeklagte durch mehrere erfundene Beihilfen mehr als 25.000 Euro aus der Bezirkskasse umgeleitet haben.

Der Verteidiger der Angeklagten kündigte ein Geständnis seiner Mandantin an. Sie werde persönlich ihre Motive erläutern, sagte der Anwalt gegenüber den Medien. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. DPA