Die letzten Zuckungen

HAMBURGS FDP

Die FDP lebt doch noch, zumindest in Hamburg zuckt sie gerade mächtig. Am Montag trat die Landesvorsitzende Sylvia Canel, offensichtlich schwer frustriert und zermürbt von einer monatelangen Fehde mit der Fraktionsvorsitzenden und Spitzenkandidatin Katja Suding, von ihrem Amt zurück und gleich auch noch aus der Partei aus.

Ein halbes Jahr vor der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 zerlegt sich der Landesverband, den der Bundesvorsitzende Christian Lindner aus NRW und sein Vize Wolfgang Kubicki aus Schleswig-Holstein zum rettenden Strohhalm erklärt haben, auf offener Bühne. Nach der Serie von Wahlniederlagen im Bund und in den Ländern – und zwei weiteren drohenden Debakeln in diesem Monat in Thüringen und Brandenburg – sollte Suding im nächsten Februar den freien Fall der Partei stoppen und sie möglichst sogar in eine Koalition mit SPD-Bürgermeister Olaf Scholz führen. Ohne Parteiführung, die im November neu gewählt werden soll, wird das nicht leichter.

Dabei war Lindner höchstselbst an Pfingsten auf Friedensmission in Hamburg gewesen. Der Clinch zwischen Suding und Canel drohte schon damals zu eskalieren. Lindner erreichte einen Waffenstillstand, der sich aber rasch als brüchig erwies. Suding, die 2011 im Alleingang die FDP wieder in die Bürgerschaft gelächelt hatte, musste mit ihrem Verzicht auf die Spitzenkandidatur drohen, um Canel draußen zu halten. Die gab erst nach – und jetzt auf.

Nun überlegt die 56-Jährige, zusammen mit ein paar anderen enttäuschten Liberalen eine neue Partei zu gründen. Groß ist der Zulauf indes nicht. Vier Mitglieder sind Canel gefolgt und aus der Hamburger FDP ausgetreten, bei rund 1.100 Mitgliedern verkraftbar. Kubicki nimmt es gelassen: „Ich wünsche allen Beteiligten eine gute Reise.“  SMV