Gute alte neue Inklusion

WELTKONGRESS

Früher ging es um Integration, also das wohlmeinende Bemühen, von einer gesetzten Norm abweichende Menschen zu tolerieren, schließlich können sie ja auch nichts dafür. Jetzt gilt Inklusion als das Ziel: Abweichung soll als Varianz und Reichtum, nicht als Defekt verstanden werden – bis Vielfalt die Norm ersetzt.

Der Unterschied ist gewaltig – aber vielen nicht bekannt. Auch um das zu ändern, findet der große Inklusions-Weltkongress, die International Short Break Conference, vom 9. bis 11. 9. im niedersächsischen Wolfenbüttel statt – zur gar nicht so exklusiven Teilnahmegebühr von 250 Euro. Wer sich erst einmal grundlegend schlau machen will, wird dort sicher gut bedient mit Workshop 10, bei dem zunächst die Psychologin Rose-Marie Larsson über die Praxis in Schweden referiert, wo schon seit Anfang der 1990er-Jahre versucht wird, die Gesellschaft auf Inklusion umzustellen. Später erklärt dann Heinz Knoche, Teamleiter Migration und Integration beim Deutschen Roten Kreuz, wie der Wohlfahrtsverband sein Personal in inklusivem Denken schult.

Außerdem blättert das 76-seitige Programm ein Panorama beeindruckender Best-Practice-Erzählungen auf: Eine ist Colette Dalys Bericht darüber, wie im irischen Dorf Cheathrú Rua „Home-Sharing“ funktioniert: Früher waren Familien mit behinderten Mitgliedern auf Entlastungsangebote in der fernen Provinzhauptstadt Galway angewiesen. Mittlerweile teilen Ehrenamtliche ihr Zuhause oder bieten Hilfen direkt im häuslichen Umfeld an, „fast wie früher in Großfamilien“.

„It takes a village to rear a child!“, hat Daly ihren Vortrag mit einem afrikanischen Sprichwort betitelt – viel deutet darauf hin, dass es zu lernen gibt vom Umgang traditioneller Gesellschaften mit der Unterschiedlichkeit ihrer Mitglieder.  BES