Hans-Hermann Dunker, Osterhase der Post
: Briefe statt Eier

HANS-HERMANN DUNKER, 68, bekommt manchmal Möhren geschickt. Oder den Lageplan eines Spielzeugladens.

Auch der Osterhase geht mit der Zeit: Vor genau 25 Jahren sind die ersten Kinderbriefe im niedersächsischen Ostereistedt eingetroffen. Diesen Ort gibt es tatsächlich. Damals erstellten eine Handvoll Postler mit der Schreibmaschine eine Wachsmatrize, die als Kopiervorlage für die Antwort diente. Außerdem leerten sie die Kaffeekasse, um Schokolade in die damals noch 30 bis 40 Antwortbriefe legen zu können.

Mittlerweile gibt es dort zwölf ehrenamtliche Briefeschreiber. Der Chef des „Osterhasenbüros der Deutschen Post“ ist ein pensionierter Postbeamter: Hans-Hermann Dunker. Seit sechs Jahren beantwortet er die Osterbriefe. „Die Anzahl an Briefen, bei der es keinen Spaß mehr machen würde, haben wir noch nicht erreicht“, sagt Dunker, obwohl inzwischen mehr als 31.000 Kinderbriefe jährlich eingehen. Die Adresse: „Hanni Hase, Am Waldrand 12, 27404 Ostereistedt“.

Dunker mag seine Aufgabe, weil die Kinder oft sehr lustig und phantasievoll schreiben. Solange er gesund bleibt, will er mit dem Osterhasen-Job weitermachen. Leider habe er selbst noch keine Enkelkinder, erzählt Dunker. Sein Sohn, sagt er, tue sich mit dem Heiraten ein bisschen schwer.

In Dunkers Büro liegen die Standard-Antwortbriefe, frankiert und mit Osterhasen-Verzierung versehen. Er ergänzt die Adresse des Kindes und schreibt manchmal ein paar persönliche Worte dazu, etwa, wenn ein Kind von seinem kranken Opa erzählt. „Natürlich können wir nicht helfen“, sagt Dunker, „aber wenigstens ein bisschen trösten“.

Das ist nicht nur bei den Kindern nötig: Ungefähr 1.000 Erwachsene schreiben jedes Jahr an den Osterhasen – aus Einsamkeit, Frust oder einfach aus Neugierde. „Auch solche Briefe beantworte ich gerne“, sagt Dunker. Er macht sich, wenn nötig, sogar auf die Suche nach Experten, die Brailleschrift lesen oder bulgarisch sprechen. Rund 100 Briefe jährlich bekommt der „Osterhase“ zudem aus dem Ausland. Da hilft es Dunker, dass er selbst englisch, französisch, spanisch und niederländisch spricht.

Wenn dann Ostern ist, freut sich Hans-Hermann Dunker, dass der Stress vorbei ist. „Aber nur ein bisschen.“ KC