Running Man läuft ins Guinnessbuch

Vor vier Jahren war er um die Welt gerannt und ist erst jetzt am Ziel: Der 40-jährige Brite Robert Garside wird fortan einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde haben FOTO: REUTERS

Fünfeinhalb Jahre ist er gerannt. Dann musste er vier Jahre warten. Nun ist es amtlich: Der 40-jährige Robert Garside ist als erster Mensch einmal um die Erde gerannt. Gestern überreichten ihm die Prüfer des Guinnessbuchs der Rekorde die Urkunde auf dem Londoner Piccadilly Circus.

Garside wurde am 6. Januar 1967 in Stockport bei Manchester geboren. Mit 17 zog er zu Hause aus. In den folgenden zehn Jahren arbeitete er in 80 verschiedenen Jobs. Dann nahm er am Royal Holloway College in London das Studium der Psychologie auf. 1995 entdeckte er in der Bibliothek eine Ausgabe des Guinnessbuchs der Rekorde und stellte fest, dass der Kölner Heine Stupp Ende des 19. Jahrhunderts in 500 Tagen um die Welt gelaufen war, aber rennend hatte niemand den Globus umrundet.

Er brach sein Studium ab und machte sich im Dezember 1996 von London auf den Weg. Ein paar Wochen später war sein Lauf zu Ende: In Afghanistan war der Krieg ausgebrochen, Garside kehrte zurück. Im Oktober 1997 versuchte er es erneut. Diesmal startete er in Neu-Delhi, und im März 2003 kam er in der indischen Hauptstadt wieder an. In der Zwischenzeit hatte er 56.000 Kilometer zurückgelegt.

In Russland ist auf ihn geschossen worden, in China wurde er ins Gefängnis gesperrt, weil ihm ein Visum fehlte, in Panama und Mexiko versuchten sie ihm den Rucksack zu stehlen. „Eritrea war wegen des Konflikts am gefährlichsten“, sagte er, „aber dort habe ich Oberst Gaddafi getroffen, der im selben Hotel wie ich wohnte.“ In Venezuela lernte er Endrina Perez kennen. Inzwischen sind die beiden verheiratet.

Der „Running Man“ hat auf seinem Lauf 50 Paar Schuhe verschlissen und 170.000 Pfund ausgegeben. 50.000 Pfund gaben Sponsoren – darunter „Odor-Eaters“, eine Firma, die Einlegesohlen gegen Fußgeruch herstellt. Der Rest kam von privaten Spendern. Weil sein Ruf ihm vorauseilte, durfte er oft gratis in 5-Sterne-Hotels, Herbergen, Privathäusern und Polizeirevieren übernachten.

In seinem Rucksack hatte er ein bisschen Kleidung, einen Walkman und Reisedokumente – und eine Videokamera. Alle 20 Minuten machte er als Beweis Aufnahmen, außerdem ließ er sich unterwegs seine Route von der Polizei bestätigen. Dennoch warf man ihm Betrug vor. Er habe in Rio de Janeiro mit Ronnie Biggs, dem Eisenbahnräuber, am Strand gelegen, statt am Amazonas entlang zu rennen, behauptete der Club der Langstreckenläufer, „The 100 km Association“. Die seien bloß neidisch, sagte Garside. „Die Leute glaubten, ich würde nie etwas zu Ende bringen. Das ist das erste Mal, dass ich etwas erreicht habe.“

RALF SOTSCHECK