KOMMENTAR: EMILIA SMECHOWSKI ÜBER ASSE-PROBEBOHRUNGEN
: Trügerische Sicherheit

Für den ersten Schritt brauchte das Ministerium sechs Monate – erschreckend lang

Es ist der erste Schritt, die geplante Rückholung der strahlenden Asse-Abfälle vorzubereiten: Zwei Lagerkammern im maroden Atommülllager Asse dürfen probeweise angebohrt werden. Dieser Schritt allein dauerte sechs Monate: So lange brauchte das niedersächsische Umweltministerium, um seine Genehmigung mit satten 32 Auflagen zu erteilen.

Das ist erschreckend lang, wenn man bedenkt, dass die Zeit knapp wird: Erst vor wenigen Tagen hatte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erhöhte Cäsium-Werte in der radioaktiven Lauge bekannt gegeben. Gutachten zufolge ist die Asse nur bis ins Jahr 2020 sicher. Angesichts dieser Fakten sollten Entscheidungen in der niedersächsischen Atompolitik zwar mit Bedacht werden. Aber eben auch bedeutend schneller.

Doch Umweltminister Sander versucht Fehler, die in der Vergangenheit bei den Sicherheitsauflagen gemacht wurden, mit den 32 Auflagen zu umgehen: Wichtig ist ihm, „dass die Arbeiten schadlos für die Menschen in der Region und die Umwelt geschehen“. Er vergisst dabei eins: Für keinen Handgriff an einem Atommüllfass gibt es hundertprozentige Sicherheitsgarantie. Die Sicherheit bleibt trügerisch, der Preis zu hoch.

Erst nach den Probebohrungen nämlich wird klar sein, was genau sich in den 126.000 Fässern befindet – und wie der radioaktive Inhalt tatsächlich geborgen werden kann.

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