Wasserturmhotel fast fertig

Unter Polizeischutz erledigen Handwerker die letzten Arbeiten für die Vier-Sterne-Plus-Herberge. Kein Zaun wird die Terasse vom Schanzenpark trennen. Auch künftig soll es das Open-Air-Kino geben

VON GERNOT KNÖDLER

Einen Zaun rund um das künftige Mövenpick-Hotel im Sternschanzenpark wird es nicht geben. Die Beete und die Restaurant-Terasse auf dem Quadratischen Hotelgrundstück werden bloß durch ein paar Büsche zum Park hin abgegrenzt. Schließlich sollen nicht nur Hotelgäste im Restaurant und der Bar für Umsatz sorgen. „Die Schanze ist hip“, sagt Jürgen Klein, der Projektleiter der Augsburger Firma Patrizia, die den ehemaligen Wasserturm umbaut. Und Mövenpick ist mittendrin.

Das heftig umstrittene Hotel soll im Juni eröffnet werden – ein Jahr später als ursprünglich geplant. Handwerker sind noch dabei, den Innenausbau zu vollenden, während an manchen Stellen bereits die Bauabnahme läuft. Unter den wachsamen Augen der Polizei betonieren ein Arbeiter sorgfältig die Auffahrt an der Straße Sternschanze.

Allen Unkenrufen zum Trotz steht der Turm noch. Weder ist er durch das Herausheben der beiden riesigen schüsselartigen Wasserbehälter destabilisiert worden, noch hat das rostige Stahlfachwerk der oberen Fassadenpartie schlapp gemacht. Kritiker hatten den Projektentwicklern unterstellt, sie legten es auf einen Abriss des Turms an, um sich des attraktiven Grundstücks mitten im Sternschanzenpark bemächtigen zu können.

Zumindest von außen sieht der Turm heute nicht viel anders aus als vorher. Zwar hat er einen neuen Helm bekommen, doch der lehnt sich in Form und Farbe an seinen Vorgänger an. Im unteren Teil der Fassade sind Fenster mit grauen Stahlrahmen eingebaut worden, die sich aber harmonisch einpassen. Der zweistöckige, gläserne Restaurantquader, der zur Messe hin an den Turm gesetzt wurde, ist erstaunlich unaufällig.

Im Inneren ergibt sich ein gemischtes Bild: Das Erdgeschoss bildet ein altes Wasserbassin aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit gemauerten Kreuzgewölben. Für den Besucher ist deutlich zu sehen, wie das mehrere Meter dicke Betonfundament des Wasserturms von 1910 einfach zwischen die Pfeiler des Bassins gegossen wurde. Das nach außen abgetreppte Fundament gehört jetzt zur Inneneinrichtung des Hotels. Ein Durchbruch durchs Fundament mit dem Charakter eines Alpentunnels führt zu den zentral gelegenen Aufzügen.

In den 226 Zimmern im Turm sind es nur der Schnitt und die kleinen Fenster, die auf das ungewöhnliche Gebäude verweisen. Mit stählernen Türrahmen, Sichtbetonwänden in den Fluren und offen liegenden Sprinklerrohren haben die Architekten des Reutlinger Büros Markus-Diedenhofen aber den Stil aus dem Erdgeschoss durchgehalten.

Der Chic hat seinen Preis. Die Mövenpick-Leute sprechen von einem „Vier-Sterne-Plus-Hotel“. Der Eröffnungspreis für ein einfaches Doppelzimmer liege bei 145 Euro, sagt die künftige Direktorin Annette Hammer. Die Listenpreise werden bei 180 Euro beginnen. Die zweistöckigen Suiten unter dem Turmhelm kosten bis zu 900 Euro pro Nacht.

Die Gäste müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie im Herzen einer Großstadt nächtigen. Auf Lärm müssen sie sich schon alleine wegen der benachbarten Bahnstrecke einstellen. Das Freiluftkino kann „von Mitte Juli bis Anfang September am gleichen Standort und im gewohnten Rahmen stattfinden“. So hat es Mövenpick mit den Kinomachern von Outdoor Cine vereinbart. Bleibt die Frage, wie das bunte Völkchen der Park-Nutzer mit dem Hotel und seinen Gästen auskommen wird.