musiktheater
: „Das ist eine Poetische Groteske“

Michael Rettig ist Pianist, Performer, Autor und Lehrer (halbe Stelle). Er schrieb unter anderem „Wie man toten Hasen die Ökonomie erklärt“

taz: Herr Rettig, was reizt Sie am Thema „Tod durch Arbeit“?

Michael Rettig, Autor von „Karoshi“: Das Stück reflektiert die Tatsache, dass die einen geradezu ausgequetscht werden, während die anderen gar nicht erst zur Arbeit zugelassen sind. „Karoshi“ bezeichnet in Japan das Phänomen, dass Menschen nach dreißigstündiger Arbeit – am Stück – tot umfallen. Mittlerweile gibt es dort entsprechende Gesetze: Für schuldig befundene Arbeitgeber sind gezwungen, dann nicht nur die Beerdigungskosten, sondern auch den Unterhalt der Familie zu übernehmen.

Grauenvoll. Man könnte ja auch ein Stück über das bedingungslose Grundeinkommen machen.

„Bedingungsloses Grundeinkommen“ ist schön und gut. Aber besser fände ich, die vorhandene Arbeit gerechter zu verteilen.

An Ihrer Produktion sind ein Schauspieler, eine Sängerin und vier Instrumentalisten beteiligt – die haben sich bestimmt auch bis zur Erschöpfung abgerackert, um das Stück auf die Bühne zu bringen.

Schon. Aber es ist ja ein Unterschied, ob man sich für eine kurze Phase so anstrengt, oder ob man das sein ganzes Leben lang für einen Arbeitgeber machen muss. Das Stück ist eine Tragikkomödie über den modernen Arbeitskraftunternehmer, der ständig an seiner Performance, an seinem Selbstmanagement arbeiten muss.

Eine Staffel von „Karoshi“, damals im Güterbahnhof, haben Sie schon hinter sich: Haben die ZuschauerInnen anschließend ihre Stellen – so vorhanden – reduziert?

Das weiß ich nicht. sDie Leute im Güterbahnhof waren zumindest sehr darüber amüsiert, wie Mateng Pollkläsener als Karriere-Coach mit den Musikern die „Körpersprache des Erfolgs“ und ähnliches trainiert. Fragen: HB

Samstag, 20.30 Uhr in der „Schwankhalle“ am Buntentorsteinweg