PARTY BEI D.
: Fliegende Hüpfer

Wer kennt sich im Umgang mit der Polizei aus?, fragt D.

Es gibt auf der Party kein Bier. Genau wie bei der Michalsky-Party während der Fashion Week 2012. Alle trinken Prosecco und Weißwein. Und fast alle tragen weiße oder schwarze oder andersartig unbunte Oberteile. Nur das Kleid von D. ist knallblau. D. feiert einen runden Geburtstag. Sie hat nicht gesagt, wie alt sie wird, aber ich denke, es ist wohl ein Dreißigster. Bestimmt!

Ins Schlafzimmer hat sich ein riesiger Grashüpfer verirrt. Er ist knallgrün und sitzt auf dem Schrank, wo er von den Partygästen begutachtet wird. Dann beginnt er, um die Lampe zu fliegen, so regelmäßig wie ein an einem Faden aufgehängter Papiervogel. Oder eine kleine Fledermaus. Irgendwie sind die Kreise aber doch eher konzentrisch – äh, ich meine natürlich: elliptisch, und der fliegende Hüpfer touchiert die Wand und fällt runter. Die Katze, die sich unter dem Bett versteckt hat, flüchtet in den Tanzraum unter das Sofa.

In diesem Tanzraum ist es so heiß wie in einer Sauna. Als ich mich endlich mal ans Fenster stelle und nach unten schaue, steht dort ein Polizeiauto. Hm. Es ist Mittwoch, weit nach Mitternacht. Hm. „Wer kennt sich im Umgang mit der Polizei aus?“, fragt D. aufgeregt. Sie hat die Polizisten noch nicht einmal ins Treppenhaus gelassen bisher. „Kann man die nicht einfach auf einen Drink reinbitten?“, fragt J. Sie kennt sich anscheinend sehr gut oder sehr schlecht aus.

Später erzählt mir eine Schriftstellerin von ihrem neuen Buch, in dem es um eine Geräuschemacherin geht, die nach Japan fährt, wo sie dann das Fukushima-Erdbeben erlebt. Geräuschemacherin ist anscheinend die offizielle Berufsbezeichnung das klingt so eigentümlich wie Regenmacherin. Mit einer Geräuschemacherin hatte ich zuletzt vor 20 Jahren zu tun, der Love Interest der Filmrolle von Hape Kerkeling in „Kein Pardon“ ist nämlich auch eine. Den Film fand ich damals ja irre komisch. MICHAEL BRAKE