Fernseher mit Kurve, dazu Wein mit Beleuchtung

Auf der IFA gibt es viel überflüssigen Technik-Schnickschnack, aber wenig nachhaltige Produkte

„Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht“

IFA-AUSSTELLER

165 Zentimeter groß ist der Riesenfernseher, vor dem sich Besucher gegenseitig fotografieren. Damit ist er zwar nicht das größte Modell, das auf der Internationalen Funkausstellung IFA in den Berliner Messehallen in diesem Jahr präsentiert wird. Und mit seiner protzigen Holzvertäfelung auch nicht das Schönste. Trotzdem wird er von den Messebesuchern gefeiert. Der Grund: Sein Bildschirm ist leicht gekrümmt.

Jede IFA in Berlin hat ihren Trend, vergangenes Jahr waren es die 3-D-Fernseher, nun sind es die gewölbten. Dass deren Bildschirme nicht mehr flach, sondern leicht gebogen sind, verkauft die PR-Puppe neben dem Klotz als Innovation: „Der Kontrast ist besser“, sagt er. „Und wenn man im sogenannten Sweet-Spot sitzt, sind alle Punkte des Bildschirmes gleich weit von einem entfernt.“ Und was ist mit meinem Sitznachbarn zwei Meter neben mir? „Äh, bei einem großen Fernseher ist auch der Sweet-Spot groß genug für mehrere Menschen.“

Größer, schneller, lauter. Doch wirklich große Sprünge bei den technischen Innovationen sind selten. Nachhaltige Produkte, die länger als die gesetzliche Mindestzeit halten und dann immer noch nützlich sind, gibt es kaum. Zu oft werden Funktionen zweier Geräte kombiniert und das als Fortschritt ausgewiesen, beispielsweise ein Induktionsherd, der gleichzeitig den Topfinhalt wiegen kann. Weitere Ideen für die Küche: Mineralwasser aus dem Wasserhahn, Kühlschränke, in denen Gemüse bis zu 30 Tagen länger halten soll, Weinkühler, deren Glasscheibe ein Touchbildschirm ist, auf dem man Temperatur und Beleuchtungsfarbe einstellen kann.

Mit „Smart home“, dem vernetzten Zuhause, lassen sich Lampen, Heizungen, Waschmaschine und vieles mehr mit dem Smartphone oder Tablett steuern – allerdings über das Internet und somit anfällig für Zugriff von Dritten auf Daten oder die Geräte selbst. „Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht“, sagt ein Standbetreuer eines Fitnessbandes. Die Armbänder, die man Tag und Nacht tragen soll, sammeln Daten über verbrauchte Kalorien und Schlafphasen und speichern diese in einer Cloud. Genauso wie die dazugehörige „smarte“ Waage. Eine App analysiert die Daten, die der Kunde online abrufen kann. Technikspielzeug, das den Nutzer gläsern macht.

Schönes Spielzeug gibt es jedoch auch: etwa diverse 3-D-Drucker für Zuhause oder einen Stift, der dreidimensional zeichnen kann. Jemand hat mit ihm den Funkturm gemalt, einen halben Meter groß. Der Stift funktioniert ähnlich wie eine Heißklebepistole, nur dass die dünne Plastikwurst, die aus der Spitze kommt, in der Luft sekundenschnell erhärtet. Ganz neu ist das allerdings nicht. Anders als die meisten Produkte der IFA kann man den 3Doodler bereits kaufen. Er kostet etwa 100 Dollar, bringt aber sicherlich mehr Spaß, als es jede Datencloud schafft. SVENJA BEDNARCZYK