„Sein wahres Gesicht zeigen“

Workshop zu Bewerbungsstrategien

■ 52, wohnt in Hamburg. Sie ist seit 24 Jahren im Personalwesen und hat seitdem nach eigenen Angaben 45.000 Bewerbungsgespräche geführt.

taz: Frau Jürgens, was sagen Sie zu jemandem, dem jede Woche fünf Absagen ins Haus flattern und der behauptet, es gebe einfach zu viele Bewerber?

Heidrun Jürgens: Dem sage ich, dass das nicht stimmt. Zurzeit gibt es einen Boom auf dem Arbeitsmarkt, qualifiziertes Personal wird händeringend gesucht.

Warum ist es so wichtig, Studierenden beizubringen, wie sie sich am besten bewerben?

Weil die meisten wahnsinnig orientierungslos sind, vergessen, wer sie eigentlich sind. Sie wollen der Top-Kandidat sein und verstellen sich, anstatt ihr wahres Gesicht zu zeigen. Das mag auch daran liegen, dass der Druck im Studium viel höher ist als früher. Dabei kommt man auch heute mit Authentizität weiter.

Aber die kann man doch nicht lernen.

Doch, kann man. Ich kann die Leute aufwecken, wachrütteln. Mir ist es wichtig, Ängste abzubauen. Denn wenn ein Personaler nicht weiß, wer da vor ihm sitzt, hat er ein Problem.

Stehen auf dem perfekten Lebenslauf vier Sprachen und sechs Praktika?

Es gibt keinen perfekten Lebenslauf, wichtig ist, dass man erkennt, was derjenige, der ihn schreibt, im Leben gemacht hat. Ganz einfach. Einen Lebenslauf, der wie eine Doktorarbeit verfasst ist, will keiner lesen.

Was ist aber, wenn ich zwei Mal das Studium abgebrochen habe?

Offensiv damit umgehen, im Lebenslauf einen Satz ergänzen, warum man abgebrochen hat. Ist viel besser, als es vertuschen zu wollen.

Gretchenfrage: Wie halten sie es mit den Hobbies?

Es gibt da keine Regel. Ich persönlich lese sie immer gern. INTERVIEW: EMS

Der Workshop findet an der Uni Hamburg statt und ist ausschließlich für Studierende