Ku-Klux-Klan im Saloon

ZIVILCOURAGE Wirtsleute zeigen Country-Musiker an. Der hatte gegen rassistische Symbole in dem Lokal protestiert und Kollegen zum Boykott aufgefordert

Die Betreiber betonen, dass sie keine Rassisten seien. Kühl empfindet das als Doppelmoral

Der Hamburger Country-Musiker Michael Kühl muss demnächst vor Gericht. Denn die Betreiber des Country-Saloons Chattahoochee, Maik und Christine Kumm, haben ihn wegen übler Nachrede angezeigt.

Hintergrund: Kühl hatte Freunden per SMS von einem Streit in dem Saloon berichtet. Ein Gast habe dort Symbole des rassistischen „Ku-Klux-Klan – Sektion Deutschland“ (KKK) getragen. Kühl schrieb seinen Freunden daraufhin: „Wenn euch das auch ankotzt, dann geht da nie wieder hin!“

Die Wirtin schäumt. „Ich lass mir meine Gäste nicht vergraulen“, sagte sie der taz. „Das sind alles falsche Behauptungen.“ Und „der Herr“ sei nichts anderes als „ein linksradikaler autonomer Steineschmeißer“.

Doch der Reihe nach: Am 16. März hatte Kühl den Wandsbeker Saloon besucht, weil da noch „handgemachte, unverfälschte Musik“ zu erleben sei. Auch er selbst ist dort mit seiner irischen Partyband „Hot Asphalt“ schon aufgetreten. Als er jetzt allerdings bemerkte, dass ein Gast offen für den Ku-Klux-Klan warb, forderte er ihn auf, das entsprechende Emblem abzunehmen. Ohne Erfolg. Kühl bat dann die Wirtin, solche Werbung zu untersagen. Sie weigerte sich. Der Gast sei ein Stammgast und komme seit 15 Jahren. Kühl ging.

In der Nacht schrieb er besagte SMS an Bekannte. Um, wie er sagt, eine Grenze zu ziehen. Um abzustecken, was demokratisch legitim sei und was nicht. Wenige Minuten später meldete sich eine Mitbetreiberin per Telefon und soll gesagt haben: „Bist du blind, hier hingen schon immer Symbole das Klans.“ Dass er das übersah, sei „echt peinlich“, bekennt Kühl. Und fragte nach: „Warum macht ihr so etwas? Ihr bringt die Country-Kultur in Misskredit.“

Dann gingen mehrere SMS und Anrufe hin und her. Die Saloon-Betreiber drohten mit einer Unterlassungsklage, falls er weiter behaupte, das sie Gästen erlaubten, offen für den KKK zu werben und dessen Ideologie zu verharmlosen. Daraufhin schrieb Kühl auch an Musiker- und Künstlerkollegen: „Drängt die Betreiber des Saloons dazu, die Symbole abzunehmen und es eventuell Gästen zu untersagen, für den KKK zu werben; notfalls reduziert Eure Besuche dort!“

Die Betreiber betonen, dass sie keine Rassisten seien. Für Kühl klingt das nach „bürgerlicher Doppelmoral“. Ständig sei davon die Rede, dass man Zivilcourage zeigen müsse. „Und wenn man es dann tut, wird einem Ärger mit den Behörden angedroht.“ Den hat er inzwischen: Aufgrund einer Anzeige der Kumms wegen Rufschädigung hat ihn die Polizei vorgeladen.

ANDREAS SPEIT