RAG ist Müllersache

RAG-Chef Müller freut sich auf den Börsengang und warnt Politiker in Bund und Land vor zu großer Einflussnahme

ESSEN taz ■ Der Essener RAG-Konzern sieht sich für einen Börsegang im kommenden Jahr gut aufgestellt. Mit einem Nettogewinn von 1,05 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr sei der „weiße Bereich“ aus Energie, Chemie und Immobilien erfolgreich wie nie, sagte RAG-Chef Werner Müller gestern auf der Bilanzpressekonferenz.

Vorher müsse die Zukunft der deutschen Steinkohle geregelt werden, sagte Müller. Das soll im Herbst mit der Verabschiedung des Kohlefinanzierungsgesetzes im Bundestag der Fall sein. Danach könne eine noch zu gründende privat-rechtliche Steinkohlestiftung den weißen Bereich, die derzeit so genannte „NewCo“, auf das Börsenparkett vorbereiten. „Das dauert rund ein halbes Jahr,“ sagte Finanzvorstand Heinz-Joachim Wagner. Der Erlös aus dem Börsengang soll in die Stiftung fließen, die nach Ende des Bergbaus im Jahr 2018 für die „Ewigkeitskosten“ aufkommen soll.

Müller warnte vor einer Zerschlagung der RAG. Ein von der Bundesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten mache deutlich, dass der Börsengang 5,1 Milliarden Euro sichere. „Die NewCo kann laut Gutachten jährlich um 13 Prozent wachsen“, sagte Müller. Ein Einzelverkauf der Bereiche Immobilien, Steag und Degussa sei mit Risiken behaftet. Wer wolle schon bei der Degussa fünf Milliarden Euro Schulden übernehmen, fragte er.

Er warnte zudem die Politik vor allzu großer Einflussnahme. Die NewCo dürfe kein „quasi verstaatlichter Konzern unter politischer Kontrolle“ werden. Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte die Stiftungssatzung kritisiert und die Rolle Werner Müllers als Vorsitzendem in Frage gestellt. „Permanent reden Leute über die Verwertung einer Sache, die sie gar nicht besitzen“, so Müller. HOLGER PAULER

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