Wieder kleinere Klassen

Neue ersten Klassen werden wieder kleiner. Zahl der Vorschüler steigt. Opposition bleibt misstrauisch

Rechtzeitig vor der Bürgerschaftswahl ist der CDU-Senat bemüht, die Trümmer in der Schulpolitik zu beseitigen. Dazu gehört das Reizthema große Klassen. Nachdem sie noch vor kurzem kein Problem mit großen Lerngruppen hatte, durfte CDU-Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig höchstselbst gestern die gute Kunde überbringen: Die neuen ersten Klassen werden wieder kleiner.

„Es gibt nur drei Klassen mit mehr als 30 Schülern“, sagt ihr Sprecher Alexander Luckow stolz. Davon liege eine am Stadtrand, wo es nicht anders ginge. Im Durchschnitt liege die Klassengröße mit 23 weit unter der des Vorjahres.

Dieser niedrige Schnitt wird durch die so genanten „KESS 1 und 2“-Schulen erreicht. Weil ihre Schülerschaft den niedrigsten Sozialindex hat, bekommen sie jetzt mehr Lehrerstunden, so dass dort im Schnitt nur 19 Kinder in einer Klasse sitzen. Das betrifft 3.990 Schüler in 206 Klassen. Die übrigen 8.875 Schüler gehen in 355 Klassen auf Schulen mit höherem Sozialindex (KESS 3 bis 6). Hier liegt der Durchschnitt bei 25, eine Verringerung um zwei Schüler gegenüber der Rekordmarke von 27 in 2006.

Dies wurde durch eine organisatorische Verschiebung erreicht. Die kleineren Klassen erhalten auch weniger Stunden.

Und noch einen Erfolg hatte Dinges-Dierig zu berichten. Die Zahl der Vorschüler in sozialen Problemgebieten steigt um 22 Prozent, nachdem sie im Vorjahr um fast eben diesen Anteil sank. Damals hatte der Senat die Vorschulgebühr eingeführt, nun hat er 1.500 Kinder mit Sprachförderbedarf davon befreit.

„Das sind Reparaturmaßnahmen, die nicht ausreichen“, sagt GAL-Fraktionscheffin Christa Goetsch. Sie würde das Vorschuljahr für alle kostenfrei machen und auch für alle Grundschüler die Klassen verkleinern. „So ist es schön für die ersten Klassen. Aber es ist dumm gelaufen für die Kinder in den sehr vollen zweiten und dritten Klassen.“

Ähnlich sieht das der SPD-Schulpolitiker Wilfried Buss und hält die gestern publizierten Durchschnittswerte für „nicht aussagefähig“. Mit einer kleinen Anfrage will er nun erfahren, wie groß die Klassenfrequenzen im Einzelnen sind. KAIJA KUTTER