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: Patentierte Politiker

Die Umweltschutzorganisation Greenpaece hat diese Woche beim Europäischen Patentamt (EPA) in München einen Patentantrag auf europäische Politiker eingereicht. Grundlage des Antrags ist eine Methode für den genetischen Fingerabdruck von Politikern. „Mit der Anwendung unseres Patents kann die Qualität von Politikern optimiert werden. Statt durch Zufall, interne Seilschaften, Tradition und Meinungsumfragen kann der ideale Kandidat vor einer Wahl oder für ein Regierungsamt nun durch die Genanalyse ausgewählt werden“, heißt es bei Greenpeace. Geschützt werden soll aber nicht nur die Methode, sondern auch das Produkt, der auserwählte Politiker. Absurd – in der Tat. Und Greenpeace will mit diesem Antrag auch nicht durchkommen. Die Umweltschützer wollen vielmehr auf die absurde Vergabepraxis der Patentämter aufmerksam machen. Denn dort wird seit Jahren schon Stück für Stück die Grenze der Patentfähigkeit ausgeweitet. Bis Ende der 1970er waren Lebewesen nicht patentierbar. Erst 1980 wurde erstmals ein Bakterium in den USA patentiert. Gentechpflanzen und -tiere folgten. Menschliche Gene und Zellen sind auch schon patentgeschützt. Seit einigen Jahren werden jetzt zunehmend Anträge auf nicht veränderte Lebewesen eingereicht. Und die Patentämter, auch das EPA, setzen hier keine Grenzen. Wenn die Politik hier auch weiterhin ihren Kopf in den Sand steckt, dann kann man schon befürchten, dass eines Tages der unter der Nummer EP11 44 88 00 beim EPA registrierte Politiker zum Bundeskanzler gewählt wird. WOLFGANG LÖHR