Zählen und zählen lassen

ERFASSUNG Statistiker geben der Volkszählung eine günstige Prognose: die bisherige Rücklaufquote sei „traumhaft hoch“

Wer die Auskunft verweigert, kassiert ein Zwangsgeld von mindestens 300 Euro

Der Stichtag des Zensus ist der 9. Mai, und von da an schwärmen die VolkszählerInnen aus und beglücken jeden zehnten Bundesbürger mit einem umfangreichen Fragepaket. Bis zu 46 Angaben zu Alter und Geschlecht, Bildung und Religion, Beruf und Wohnsituation von knapp über acht Millionen Personen soll der Zensus erbringen. Wer die Auskunft verweigert, kassiert ein Zwangsgeld von mindestens 300 Euro.

Neben der Haushaltsbefragung findet eine Gebäude- und Wohnungszählung statt, an der sich alle Immobilieninhaber beteiligen müssen. Ebenfalls vollständig erfasst werden die Personen, die in Gemeinschaftsunterkünften, etwa in einem Studentenwohnheim, Seniorenstift oder in einer Justizvollzugsanstalt untergebracht sind. Insgesamt wird sich so etwa ein Drittel der Bevölkerung an dem Zensus beteiligen.

Rund 710 Millionen Euro verursacht der Zensus bundesweit, Bund und Länder teilen sich diese Ausgaben. Die „Volkszähler“, die etwa eine Woche vorher ihren Besuch telefonisch ankündigen sollen, müssen nicht in die Wohnung gelassen werden – wer will, kann die Fragebögen allein ausfüllen und per Post oder online zurücksenden.

Anders als bei der letzten Volkszählung von 1987 rechnet Anette Olbrisch vom Statistikamt Nord „mit keinem nennenswerten Widerstand“. Schon bei der Vorerhebung zur Gebäude- und Wohnungszählung sei der Rücklauf mit 67 Prozent in Schleswig-Holstein und 64 Prozent in Hamburg „traumhaft hoch“ gewesen.

Die Datenschutzbeauftragten hätten „keinerlei Bedenken“ gegen den Zensus, glaubt Sabine Bechtold vom Statistischen Bundesamt. Das stimmt nur fast: Die Frage nach der Religionszugehörigkeit – deren Beantwortung als Einzige freiwillig ist – halten der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar und einige seiner Länderkollegen für überflüssig.

„Die Daten werden anonymisiert, die Erhebungsstellen sind personell und technisch von den Meldeämtern streng abgeschottet“, verspricht Bechtold. Probleme gibt es allerdings besonders in den ländlichen Regionen Niedersachsens, genug Befrager zu gewinnen: Die Prämie beträgt nur zehn Euro pro ausgefülltem Bogen, Wegegeld ist nicht vorgesehen.

Mit den ersten Ergebnissen der „Bevölkerungsinventur“ wird frühestens im November 2012 gerechnet, der Rest soll ab Mai 2013 vorliegen. MARCO CARINI