Henry Balboa

Maske (43) will Virgil Hill (42) heute in einem Kampf der Veteranen besiegen. Droht dem RTL-Boxer ein Debakel?

MÜNCHEN taz ■ Die Frage nach dem Warum begleitet Henry Maske, seit er im vergangenen Jahr sein Comeback bekanntgegeben hat. Besonders glücklich hat er von Anfang an nicht ausgesehen, wenn er sich um eine schlüssige Antwort mühte: Dass Virgil Hill im Alter von 42 Jahren noch einmal Weltmeister geworden ist, habe ihn „so außergewöhnlich berührt wie nie etwas vorher“, sagte Maske dann. Er, der ja nur zwölf Tage älter ist als der US-Amerikaner, wolle es also noch einmal wissen. „Wenn man alles andere nicht versteht, ist Geld eine gute Antwort.“ Eine schlüssige Antwort wird der Exweltmeister im Halbschwergewicht am Samstagabend in München erhalten (22.05 Uhr, RTL).

Zum zweiten Mal trifft Maske auf den Mann, der ihm am 23. November 1996 in seinem letzten Kampf die einzige Niederlage seiner Profikarriere beibrachte. Die Kritiker stehen bereit, den 43-Jährigen für seine Rückkehr in den Ring zu zerreißen, in Erinnerung ist der völlig missratene Comebackversuch von Axel Schulz. Und je öfter Maske die Frage nach dem Warum hört, desto ungehaltener wird er. „Darauf antworte ich nicht mehr, das habe ich doch jetzt oft genug gesagt“, hieß es zuletzt.

Erst beim Gespräch über den neuen Rocky-Film wurde der Leiter von vier McDonald’s-Filialen in und um Leverkusen wieder entspannter. Der Film muss Maske vorgekommen sein wie ein Wink des Schicksals. Die Argumentation des älteren Mannes, warum er noch einmal boxen will, hat der Familienvater aufmerksam verfolgt: „Wer da genau hingehört hat, hat sehr viel über den Boxsport gelernt.“ Und er selbst hat offenbar viel über sich selbst gelernt. Als „berührenden Moment“ beschreibt Maske den Moment, als Marie (Geraldine Hughes) Rocky alias Sylvester Stallone erklärt, warum er wieder in den Ring steigen soll.

Gibt es Parallelen zwischen Henry Maske und Rocky Balboa? Maske sagt, es gehe nicht um Parallelen zwischen ihm und Rocky, sondern um Parallelen zwischen Rocky und dem „wahren Kämpfer. Rocky hat den Mut, etwas zu tun, was man ihm nicht zutraut. Wenn du einmal Kämpfer bist, bist du immer einer.“ Es fällt Maske sichtlich leichter, Argumente für das Comeback des Filmhelden zu finden, als für sein eigenes.

Nach der katastrophalen Niederlage von Schulz gegen Brian Minto war Maske in Erklärungsnot geraten. Damals trainierte er noch in der Nähe von New York bei Teddy Atlas. „Ich betrachte das jetzt nicht alles mit größerer Sorge, jedoch mit noch mehr Sorgfalt“, verkündete Maske damals – und nahm eine Änderung vor: Nach einer Meniskus-OP kehrte er Amerika und Atlas den Rücken und kam zu Trainer Manfred Wolke zurück.

Als gerade wieder Ruhe eingekehrt war in die Vorbereitung von Maske, gab es neue Turbulenzen. Diesmal allerdings hausgemachte. Maske hatte in Frankfurt (Oder) einen Testkampf unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestritten und gewonnen – allerdings unter der Leitung des belgischen Kampfrichters Daniel van der Wiele, der auch das Duell gegen Hill begutachten sollte.

Gutes Management sieht anders aus. Hill warf Maske Vertragsbruch vor. Es sei vereinbart worden, dass „vor dem 31. März keiner von uns unter Wettkampfbedingungen kämpft“. Er habe Kämpfe abgesagt und die Pflichtverteidigung seines WBA-Titels im Cruisergewicht verschoben. „Das ist großer Mist, wir können den Scheiß auch lassen.“ Die Aufregung hielt nicht lange an, schließlich kommt Hill nach Deutschland, um Geld zu verdienen und ein Spektakel zu genießen, wie es ihm in den USA nicht geboten würde.

SUSANNE ROHLFING