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: Diese Woche frisch

Mütter und Töchter

Regisseur Rodrigo García ist für Starbesetzungen bis in die letzte Nebenrolle und vielfach verwobene parallele Handlungsstränge einschlägig bekannt. Zu seinem Portfolio hinzugefügt werden darf nun auch eine Bildsprache, die ihn mit Weichzeichner über voyeuristischen Kameraeinstellungen für das vermutlich bald anstehende Softpornorevival (Emanuelle meets Blaue Lagune) empfiehlt. Da passt sein reaktionäres Frauenbild ganz gut dazu. Was will der Mann eigentlich sagen, wenn er etwa Kerry Washington geradezu hysterisch ihren Kinderwunsch kundtun lässt? Dass es wirklich ganz, ganz dringend ist? Wie überhaupt nur das blutsverwandte, eigene Kind der Frau das bringen mag, was Karriere, Freundschaften, Beziehungen nicht vermögen: Erfüllung und Erlösung. Weiteres Unbehagen wird durch ein Casting ausgelöst, das mehr als einmal den Eindruck erweckt, dass farbige DarstellerInnen tatsächlich zur besseren Unterscheidbarkeit der Verwandtschaften und letztlich der sichtbaren Verschränkung der Handlungsstränge eingesetzt wurden. Unter all den lobenden Kritiken für „Mütter und Töchter“ wird übrigens ein-, zweimal angemerkt, dass es doch eigenartig sei, dass beim Thema ungewollter Schwangerschaften die Option des Abbruchs nur einmal sehr kurz angesprochen und sehr schnell, sehr brüsk verworfen wird – in dem ansonsten als großartig rezipierten Film. „García’s laudable film stops short of being great“, schreibt zum Beispiel Melissa Anderson (Village Voice, 4. 3. 2010). Wenn wir einen frauenfeindlichen, latent rassistischen, unglaubwürdigen, dafür aber mit ansonsten bemerkenswerten SchauspielerInnen ausgestatteten Film neuerdings als „beinahe großartig“ bezeichnen müssen, dann ist Arnold Schwarzenegger auch „beinahe ein guter Schauspieler“. in 7 Kinos KRT